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DIE OZEANE


Die Ozeane sind die Schöpfer unserer Luft und unseres Klimas, denn die Kapazität des Wassers zur Wärmespeicherung wird von kaum einem anderen Naturstoff übertroffen. Die oberen drei Meter Wasser der Ozeane speichern genauso viel Wärme wie die gesamte Erdatmosphäre! Diesen Satz habe ich bewußt kursiv geschrieben, denn er bildet einen primären Schlüssel für die Betrachtung des Synergetischen Modells in Teil D und sollte daher auch besonders beachtet werden.

Aufgrund dieser Eigenschaft übt der Weltozean auch einen beträchtlichen stabilisierenden Einfluß auf die Temperatur der Atmosphäre und der kontinentalen Landmassen aus.

Das Leben und unsere Gesundheit hängen damit sehr stark von der Gesundheit der Ozeane ab. Dabei dürfen wir uns diese keinesfalls einfach nur als ‚große Mengen salziges H2O’ vorstellen, denn genauso wie in den Adern lebendiger Wesen das Blut fließt, so bewegen sich in dem riesigen flüssigen Körper verschiedene Ströme aus kaltem oder warmem Wasser. Und erst diese garantieren das Leben außerhalb der Ozeane – oder gefährden es, wenn die Ströme nämlich aus dem Rhythmus kommen. Doch darüber später mehr.

Das Leben innerhalb der Ozeane wiederum ist völlig abhängig von einer winzigen Pflanze, dem Phytoplankton. Plankton ist der Begriff für einzellige, mikroskopisch kleine Schwebepflanzen, die nur in den oberen wenigen Metern der Wassermassen zu finden sind und die Basis fast aller Nahrungsketten im Meer bildet.

Und obwohl dieser Lebensspender äußerst empfindlich ist, wird er vom Menschen und seiner heutigen Technik stark gefährdet. Nur ein kleines Beispiel dafür sind die rund 1 Million Tonnen Rotschlamm (giftiges Eisenoxidhydrat), die jährlich alleine in der Nordsee versenkt werden. (14) Und wie eine mögliche Reaktion des Meeres aussehen könnte um dieser Dauervergiftung Herr zu werden, hat Frank Schätzing in seinem bravourösen Roman Der Schwarm drastisch dargestellt (auch wenn er dort eigentlich nur die Ansätze von John Brunners Morgenwelt und Schafe blicken auf weiterverarbeitet hat). (15)

Die Hauptgefahren für das Plankton bilden die Summe der zum Teil hochgiftigen Industrieabwässer, die immer wiederkehrenden ‚Ölpesten’ sowie die Veränderung im Strahlenhaushalt der Planeten. Es ist noch immer nicht genau bekannt, wie die zunehmende UV-Strahlung auf das Plankton wirkt, und ob sie es eventuell sogar massiv schädigen kann.

Aber auch die ‚Adern’ des globalen Wasserkreislaufs werden immer mehr belastet, ihre Funktion als Durchlaufsysteme der natürlichen Selbstreinigung wird gestört. Die resultierende Wirkung auf die Ozeane: Immer mehr verseuchtes Wasser fließt dazu, die Bedingungen für gesundes Leben in Küstennähe werden drastisch eingeschränkt, Algenblüten und Fischsterben nehmen drastisch zu. Über diesen Themenkomplex wurde in den vergangenen 30 Jahren allerdings schon so viel veröffentlicht, daß ich dies hier nicht wiederholen muß. Worauf es mir ankommt ist die Selbstreinigungskraft des Wassers.


Während Staugewässer geschlossene Kreislaufsysteme darstellen, sind Flüsse Durchlaufsysteme. Der Bestand des Flusses als Rücktransporteur des Wassers zum Meer ist unter humiden Bedingungen fortlaufend gesichert, da hier die Summe der Niederschläge größer ist als die Summe der Verdunstung.

Selbstreinigungsfähikeit des Wassers

Selbstreinigungsfähigkeit des Wassers

Als biologischer Reaktor ist jeder Fluß einer gigantischen Niere vergleichbar. Er vollzieht die Eliminierung nicht mehr verwendbarer Stoffwechsel-Endprodukte der Landschaft. Als Beispiel dieser ‚natürlichen Selbstreinigung’ sei ein Fluß dargestellt, der in seinem Quellgebiet der oligosaproben Stufe angehört und nach massiven Abwassereinleitungen in die polysaprobe Stufe überwechselt. Die Dynamik der Selbstregulationsprozesse auf der biologischen ‚Selbstreinigungsstrecke’ zeigt die folgende Abbildung (16). Hier sehen wir die Änderung der physikalischen und chemischen Bedingungen des Wassers sowie der Besiedelung im Verlauf eines Fließgewässers unterhalb einer Einleitung organischen Abwassers.

Auf dem Erdball werden jährlich etwa 425 Billionen m³ Wasser durch die Sonne verdunstet. Dafür wird etwa ein Viertel der eingestrahlten Sonnenenergie verbraucht (siehe unter Wärmekreislauf). Besonders von offenen Wasserflächen, von Seen und Meeren verdunstet viel Wasser, aber auch der Boden – und natürlich alle Pflanzen und Lebewesen sind an dem Prozeß beteiligt.

Von diesem verdunsteten Wasser fällt der größte Teil auf die Weltmeere zurück. Der Grund für die Summe der Niederschläge auf dem Meer wird von C. E. Carty und anderen Wissenschaftlern der Rutgers-University wie folgt erklärt: Wellenschaum schleudert aus dem Phytoplankton Bakterien in die Atmosphäre, z.T. mit einer Geschwindigkeit von über 100 km/h. Diese Bakterien bilden Kondensationskeime für Wolken, und damit den wesentlichsten Grund für die verstärkte Regentätigkeit über den Ozeanen. (17)

Nur etwa 100 Billionen m³, weniger als ein Viertel der verdunsteten Menge, fallen auf die feste Erdoberfläche – größtenteils als Regen, zum kleineren Teil als Schnee. (18)

Diese atmosphärischen Niederschläge verteilen sich dann auf vier Ströme: teils werden sie direkt wieder verdunstet, teils fallen sie als Regen auf mit Pflanzenwuchs bedecktes Land und dienen dort zur Produktion von organischer Substanz, teils versickern sie im Boden und gehen in das Grundwasser, teils bilden sie Rinnsale, die sich dann zu Bächen, zu Flüssen und zu Strömen vereinigen, die zurück ins Meer fließen.

Die auf dem Erdball durch Flüsse ins Meer oder durch den Boden ins Grundwasser abfließende Wassermenge beträgt jährlich etwa 27 Billionen m³. Dabei werden beim heutigen Stand der Bewässerungswirtschaft höchstens 1,5 Billionen m³, d.h. nur knapp 3 % für die künstliche Bewässerung nutzbar gemacht, sei es durch direkte Entnahme aus den Flüssen oder durch Gewinnung aus dem Grundwasser. Die restlichen 97 % fließen ins Grundwasser oder ins Meer, ohne zur Erweiterung unseres Nahrungsraumes beigetragen zu haben. In der nachfolgenden Abbildung ist der Wasserkreislauf der Erde in Milliarden Kubikmetern pro Tag dargestellt. (19)


Die Frage lautet natürlich, ob es gelingen mag, einen größeren Prozentsatz in der Landwirtschaft zu nutzen, denn die Fläche hierfür gibt es: Eine Analyse der Bodenreserven der Welt zeigt, daß die Menschen heute erst etwa ein Drittel des Landes, das Ackerfläche werden könnte, nutzbar gemacht haben. Nicht ausreichendes Wissen um die Grundlagen auf der einen Seite, ungenügende Initiative auf der anderen Seite, und die bis heute gebräuchliche Art des energieaufwendigen und ineffizienten Wassertransports mittels Pumpsystemen sind wohl die Hauptgründe für diesen unbefriedigenden Zustand. Denn es ist eine im Grunde unerträgliche Schande, daß auf einem derart reichen Planeten noch immer Menschen verhungern!

Doch viel zu viele Regionen dieses Planeten haben so gut wie überhaupt kein Wasser für eine sinnvolle Landwirtschaft, geschweige denn sauberes Trinkwasser, das nicht vor Keimen nur so wimmelt. Und es ist unmöglich, soziale Verbesserungen in Gegenden zu erzielen, wo Mensch, Tier und Pflanze vom Verdursten bedroht sind.

Ich greife voraus, doch ich möchte schon an dieser Stelle meine Überzeugung betonen, daß einzig und allein eine breit genutzte Meerwasserentsalzung unter Anwendung einer umweltfreundlichen und brennstofflosen Technik jene ‚Nährfreiheit’ erreichbar macht, die als Möglichkeit zum Brechen der Monopole und zur Erlangung einer regionalen Selbstbestimmung in den Theorien Viktor Schaubergers und anderen oft eine wichtige Rolle spielt, und die ihren Ursprung wohl in der Volkswirtschaftslehre von Silvio Gesell hat (20). Wobei unter ‚Nährfreiheit’ eine lokal autonome Selbstversorgung gemeint ist, die von den agrar-industriellen Produktions- und Vertriebskreisläufen unabhängig macht. Über Gesell selbst sei hier nur das gesagt, was Robert Anton Wilson in einem seiner illuminativen Bücher geschrieben hat:

„Der einzige utopische Ökonom, den ich je mochte, war Silvio Gesell. Selbstverständlich war Gesell ein Geschäftsmann und kein Akademiker oder Ideologe, also hatte er gesunden Menschenverstand. In seiner idealen Gesellschaft würde es ein Prozent Steuer auf Gelder geben, um den Umlauf zu beschleunigen und ein Anhäufen zu unterbinden. (...) Andere Steuern gäbe es nicht.“ (21)


Doch zurück zu den Ozeanen. Im Zuge der obigen Aussagen erhalten die Meere eine weitere Relevanz für die menschliche Prosperität – und bekommen vielleicht (endlich) die ihnen zustehende Achtung und Sorge (im Sinne von Obhut).

Um der Wasserverschmutzung Herr zu werden, waren Anfang der Siebziger Jahre Modellrechnungen der Projektgruppe Wasserwirtschaft der Bundesregierung zufolge nur etwa sieben Millionen DM an einmaligen Investitionen erforderlich! Da diese Modellrechnungen jedoch schon 1973 angestellt wurden (22), kann inzwischen von einer mehrmaligen Vervielfachung dieses Betrages ausgegangen werden. Um einen für die Trinkwassernutzung optimal reinen Zustand der gesamten Oberflächengewässer der Bundesrepublik zu erreichen, wurde allerdings schon damals ein Betrag von 80 Milliarden DM angesetzt (23). Dabei formulierte der Sachverständigenrat für Umweltfragen das Wasserproblem als ein Güte- und nicht als ein Mengenproblem.

Auf der HABITAT-Konferenz der Vereinten Nationen 1976 wurde im Rahmen des ‚Vancouver-Symposiums’ darauf hingewiesen, daß mit einem jährlichen Aufwand von drei Milliarden Dollar ein ‚Wildwasserprogramm’ realisiert werden könnte, das bis zum Jahre 1990 überall sauberes Trinkwasser garantiert hätte. Damals mußten 90 % der Menschen in Entwicklungsländern dieses saubere Trinkwasser entbehren (24)  – woran sich zwischenzeitlich nicht allzu viel geändert hat.

Inzwischen liegt das damalige Zieljahr 1990 schon wieder lange hinter uns, und ebenso wie eine ganze Reihe weiterer Konferenzen und Umweltgipfel verlief auch die HABITAT-Konferenz ohne konkrete oder gar schnell umgesetzte Ergebnisse. Sauberes Trinkwasser gibt es heute – global gesehen – eher noch weniger als damals.

Ebenfalls 1976, im Januar, wurden von Bord des Fischerei-Forschungskutters SOLEA aus der Nordsee orkanartige Stürme gemeldet, welche die Regeneration des Meerwassers energisch vorangetrieben haben. Auch die Lebensbedingungen der Fische in den Nordmeeren wurden dadurch entschieden verbessert (25). Durch die dramatische Zunahme von Tornados und Hurrikans kann man in den betroffenen Gebieten ebenfalls von einer deutlichen Verbesserung der Wasserqualität ausgehen (einmal abgesehen von der noch deutlicheren, drastischen Verschlechterung der Lebensqualität der Küsten- oder Festlandbewohner, wenn ihnen Haus und Hof ‚weggeblasen’ werden).

Doch dies hilft kaum den ebenfalls stark belasteten Binnenmeeren (z.B. Mittelmeer, Schwarzes Meer, Rotes Meer), da die Stärke der Stürme in diesen Binnenmeeren dafür (noch?!) nicht ausreichend sind. Auch das durch die Teilnehmer der ‚Mittelmeeranlieger-Konferenz’ ausgesprochene Verbot der Atommüll-Verklappung im Mittelmeer sowie die Einrichtung einer Koordinationsstelle für Ölunfälle sind nur erste Schritte, sie stellen kaum ausreichende Maßnahmen zum Gewässerschutz dar. (26)

Viel eher müssen sich die Interessen der Anrainer, der Techniker und der Umweltschützer global mit denen der Wissenschaftler, der Politiker und der Wirtschaftskräfte vereinen (welch süße Utopie!!), um geschlossen für eine Unterstützung der Selbstreinigungsfähigkeit des Wassers zu arbeiten. Alles andere würde eine überaus große Gefährdung des Weiterbestehens und der unbeschadeten Funktion der klimaschaffenden Ozeane bilden.

Schauen wir uns das Wasser nun einmal genauer an, seine Funktionen und Verwandlungen, und begleiten wir seinen Kreislauf durch die Atmosphäre unserer Welt.


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