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Solarhäuser und solare Bauelemente (2004 - 2005)


Im April 2004 wird mit dem sechsstöckigen Devonshire Building auf dem Campus der University of Newcastle ein neues Wahrzeichen eingeweiht, dessen Design die Zielsetzung zugrunde liegt, so viel Tageslicht einzubeziehen, wie physikalisch nur möglich ist.

Das von Steve Halsall und dem Architekturbüro Dewjoc entworfen solare Bauwerk beschattet sich automatisch selbst, indem ein intelligentes System die Quantität der Sonneneinstrahlung mißt, und unter Berücksichtigung der Tageszeit und Saison an seiner Südfassade Reihen von Sonnenschutzlamellen entsprechend öffnet bzw. schließt, um eine Überhitzung zu verhindern. Hersteller dieses Blenden-Systems ist die in Middlesex beheimatete Firma Levolux.

Zur zusätzlichen Kühlung wird ein geothermisches System eingesetzt, und auf dem Dach des Gebäudes sind PV-Solarmodule mit einer Leistung von 25 kW installiert. Die große, abgerundete Dachfläche wird zum Sammeln von Regenwasser genutzt, das in einem 20.000 Liter fassenden Erdtank gespeichert wird. Ist dieser voll, wird das Wasser in einen 40.000 Liter Erdwärme-Tank geleitet, um das Wasser einer Kältesenke aufzufüllen, die als Kühlquelle des Gebäudes dient.

Das Devonshire Building ist die neue Heimat des Instituts für Forschung und Nachhaltigkeit der Universität sowie des regionalen E-Science Centres.

Kai Wai Grundschule

Kai Wai Grundschule


Mit dem nach dreijähriger Bauzeit im August 2004 abgeschlossenen Ma Wan School Project in Hong Kong wird ein vorbildliches Beispiel gegeben, wie sich Solarzellen optimal in ein Gebäude integrieren lassen (Building-integrated solar photovoltaics, BIPVs).

Beim Bau der CCC Kei Wai Grundschule auf der Insel Ma Wan werden Dächer und Fassaden mit PV-Paneelen ausgerüstet, während die Oberlichter aus in Glas eingebetteten Dünnschicht-Solarzellen bestehen. Mit der Gesamtleistung von 40 kW soll die Schule etwa 10 % ihres Stromverbrauchs decken können.

Das vom Hong Kong Innovations- und Technologiefonds und dem CLP Research Institute geförderte Schulprojekt dient gleichzeitig der Forschung, um verschiedene PV-Technologien miteinander zu vergleichen. Das Netz-verbundene System nutzt drei unterschiedliche Arten von Solarzellen: Kupfer-Indium-Diselenid-Zellen (CIS) auf dem Dach, Zellen aus amorphem Silizium (a-Si) auf den Vordächern und an der Fassade, sowie polykristalline Zellen (p-Si) in den Oberlichtern. Insgesamt werden 835 Module mit einer Gesamtfläche von 698 m2 eingebaut.


Im August 2004 stellt die japanische MSK Corporation ein ‚Baumaterial’ mit dreifacher Nutzung vor. Die PV TV-Solarpanele erzeugen Strom (3,8 W pro Quadratfuß, d.h. ~ 930 cm2), können als Glasfenster genutzt werden und dienen gleichzeitig als Video-Displays.

Besonders interessant ist die Fenster-Funktion, da hierbei bis zu 90 % des einfallenden Lichtes absorbiert werden können – wodurch die Fenster auch als Jalousien und sogar als teiltransparente Wände genutzt werden können. Als Preis werden 45 $ pro Quadratfuß genannt. Über einen tatsächlichen Einsatz in den Folgejahren ließ sich allerdings nichts finden.


Im Jahr 2004 gründen der auf Sonnen- und andere Niedrigstenergiehäuser spezialisierte Architekt Dipl.-Ing. Georg Dasch und der Solar-Ingenieur Wolfgang Hilz das Sonnenhaus-Institut e.V. in Straubing. Dasch hat seit 1994, als er ein Planungsbüro für ökologisches Bauen aus der Taufe hob, und bis zu diesem Zeitpunkt rund 20 weitgehend solar beheizte Häuser errichtet.

Die Hauptkomponenten des hier abgebildeten Sonnenhauses Straubing beispielsweise sind ein großer Sonnenkollektor, die passive Sonnenenergienutzung, Wärme aus der Sonnenwand, ein Solarspeicher, eine Nachheizung mit Stückholz oder Pellets sowie eine Fußbodenheizung.

Zwischen 2004 und 2006 erfolgt die Entwicklung eines 100 %-igen Sonnenhauses in Poroton T8 Ziegelbauweise mit baubiologischen Baustoffen ohne Zusatzheizung in Regensburg. Bis 2007 wird zudem die Altbausolarisierung von fünf Wohnhäusern mit mehr als 50 % solarer Deckung realisiert.

Im November 2015 beschließen die Mitglieder des Sonnenhaus-Instituts eine Neuausrichtung. Stand bisher die Solarthermie im Mittelpunkt des Bau- und Heizkonzeptes, so sollen künftig vermehrt andere regenerative Technologien wie Photovoltaikanlagen integriert werden: „Die Kombination von Solarthermie und Photovoltaik ist der Schlüssel zu einer größtmöglichen Unabhängigkeit vom Energieversorger, und die wollen wir Bauherren und Sanierern bieten.“


Unter dem Motto „Wir zeigen, was möglich ist!“ entwickeln der Bauherr Willi Ernst und der Architekt Franz-Josef Huxol ein innovatives Gesamtkonzept. Mit ihrem im November 2004 im Paderborner ÖkoPark Dören bezogenen Neubau setzt die Biohaus PV Handels GmbH ein Zeichen in Sachen nachhaltigen Bauens, denn das Nullenergie-Bürogebäude integriert eine Solarstrom-Fassade mit Modulen namhafter Hersteller, ein Solardach in Dünnschicht-Technik, nachgeführte Module sowie Vakuum-Röhrenkollektoren. Die Biohaus nutzt das Gebäude als Solar-Info-Zentrum für Schulungen und Veranstaltungen im professionellen und energiepolitischen Umfeld.

An und auf dem Gebäude sind diverse Photovoltaik-Teilanlagen installiert: Das Solardach mit einer Leistung von 0,62 kW, eine nachgeführte Solarstromanlage mit 2,28 kW, ein dachparalleles Modulfeld mit 2,16 kW sowie eine Solarfassade mit 3,33 kW. Hier sind elegante und effektive SunPower-Solarzellen, transparente Zellen der Sunways AG und die 8-Zoll-Hochleistungsphotovoltaikzellen der Q-Cells AG in trauter Eintracht, aber ästhetisch gegeneinander abgesetzt, integriert.

Das Gebäude hat eine Solar-Doppelfassade, durch die ein natürlicher Energieeintrag in das Gebäude sichergestellt ist. Die dem Gebäude vorgesetzte Fassade wirkt hinsichtlich der Wärme- und Lüftungssteuerung als ‚maurisches Kühlungssystem’, wie es in mediterranen Regionen häufig anzutreffen ist. In die Fassade integriertes, hochtransparentes Glas optimiert die Energiebilanz, so daß auf Passivfenster verzichtet werden kann. Die auf einem Erdreich-Sole-Wärmetauscher basierende Hauslüftung ergänzt das innovative Gesamtkonzept und erlaubt den Verzicht auf eine aktive Klimaanlage. Die Solarwärme wird von 4,4 m2 Paradigma-Röhrenkollektoren geliefert.

Sohrabji Centre

Sohrabji Centre


Im Jahr 2004 wird im indischen Haiderabad das Sohrabji Godrej Green Business Centre eröffnet, in dem sich die Büros der Confederation of Indian Industry (CII) sowie eines öffentlich-privaten Ventures zwischen der Regierung von Andhra Pradesh und der Godrej & Boyce Mfg Ltd. befinden.

Das Gebäude aus Kreissegmenten, die um einen Innenhof angeordnet sind, nutzt neben Photovoltaik-Arrays noch diverse andere grüne Techniken wie Abwasserrecycling, Gründächer usw. Es soll hier als Beleg dafür dienen, daß auch in anderen Ländern Fortschritte bei der Solararchitektur gemacht werden.


Ebenfalls im Jahr 2004 beginnt sich der US-Architekt Terry Oaten mit der Optimierung von Wärme- und Kühlkreisläufe in Wohngebäuden zu beschäftigen. Im Juni 2007 präsentiert er einen Mikroprozessor, der Thermostat-gesteuert die entsprechenden Prozesse optimiert.

Gemeinsam mit seinem Partner Geoff Stanistreet beantragt er ein entsprechendes Patent für das Smart Breeze-System, das neben dem Chip aus einem PV-Panel, einer Batterie und einem kleinen Ventilator besteht, der immer dann anspringt, wenn irgendwo Wärme zu- oder abgeführt werden muß. Bei Versuchen stellt sich heraus, daß mit dieser simplen Technologie bis zu 40 % Energie eingespart werden kann. Es läßt sich allerdings kein Beleg für einen tatsächliche Patentierung finden, und auch zu einer Umsetzung scheint es nie gekommen zu sein.

LumiWall

LumiWall


Im Jahr 2004 erfolgt auch die Ankündigung einer ‚leuchtenden Solarzelle‘ durch die Firma Sharp – im Grunde ein integriertes Solarzellen/LED-Modul, bei dem neben der stromsparenden, hochleuchtenden LED eine durchsichtige, kristalline Dünnschicht-Tandemzelle mit hohem Umwandlungswirkungsgrad zum Einsatz kommt.

Auf den Markt gebracht werden sollen 2007 zwei Modelle: die leuchtende Solarzelle namens LumiWall zum Einsatz im Bauwesen sowie eine solarbetriebene Straßenleuchte, die keine Stromleitungen benötigt.

Die erste Installation der Dünnschichtsolarzellen mit eingebauten LEDs erfolgt 2008 im Yodoyabashi Redevelopment Building in Chuo Ward, Osaka, einem ‚städtischen Gebäude für das 21. Jahrhundert‘, das Umweltschutz und Design vereint und von der Mitsui Sumitomo Insurance Co. Ltd. (Gebäude A) und der Mitsui Fudosan Co. Ltd. (Gebäude B) gebaut wird. Die an den Ecken des Gebäudes und auf der Kollonade verwendeten LumiWall-Paneele erzeugen tagsüber Strom und sammeln Licht, woraufhin die eingebauten LEDs nachts schön leuchten.

Weitere Umsetzungen scheint es allerdings nicht gegeben zu haben – und unter dem Stichwort Lumiwall findet man inzwischen nur noch LED-hinterleuchtete Displays, LED-Siloutten u.ä.m.


Eine besondere Solararchitektur – weil nicht bewohnbar – entsteht in diesem Jahr in der Madrider Vorstadtsiedlung Vallecas in Form eines Öko-Boulevards, der als eine städtische Recycling-Operation gedacht ist. Das bis 2007 bestehende Werk von Diego García-Setién und seinem Architekturbüro Ecosistema Urbano fügt dem Siedlungsgebiet einen Luftbaum hinzu, der die bestehenden Straßenbäume quasi verdichtet. Dies bietet einen höheren Klimakomfort und dient so als Keimzelle für einen Regenerationsprozeß des öffentlichen Raums.

Dafür hält der Architekt kein Gebäude für notwendig, sondern einen Ort, dessen Form durch die Aktivitäten und Veranstaltungen der Menschen bestimmt wird, die in ihm stattfinden. Der Luftbaum ist demzufolge eine leichte, energieautarke und abbaubare Konstruktion, die nur das verbraucht, was sie durch ihr PV-Solarenergiesammelsystem erzeugen kann. Durch den Verkauf dieser Energie an das Stromnetz wird in der Jahresbilanz ein Überschuß erwirtschaftet, der in die Instandhaltung der Struktur selbst reinvestiert wird.

Insgesamt entstehen drei Pavillons oder Luftbäume, die für verschiedene, von den Nutzern gewählte Aktivitäten offen sind und als vorübergehende Prothesen nur so lange genutzt werden, bis die Probleme der sozialen Inaktivität und der klimatischen Anpassung behoben ist.


Im März 2005 stellen die Fachblogs ein ganz besonderes ‚grünes‘ Haus vor – denn dieses wird „mit Spinat betrieben.“

Der Entwurf von Matthew Coates, Tim Meldrum und dem Architekturbüro Mithun ist der Gewinner des Wettbewerbs Cradle to Cradle (C2C) für Häuser, die tatsächlich schon heute gebaut werden können. Was sich durch die Beschreibung des Konzepts allerdings relativieren dürfte.

Demnach hat das Haus eine photosynthetische, phototrope Oberfläche, bei der in Glas eingelegte Proteine des Typs Photosystem I, die aus Spinat gewonnen werden, Chlorophyll verwenden, um Sonnenlicht in Strom für das Haus zu verwandeln. Dies soll über einen vertikalen Kern mit „supraleitendem photosynthetischem Plasma“ funktionieren, der angeblich doppelt so viel Spannung erzeugt wie herkömmliche Solarzellen. Das noch in den Kinderschuhen steckende System wurde von Forschern des MIT entwickelt (mehr darüber hier).

Das letztlich mit Solarenergie betriebene Haus besitzt zudem viele weitere nachhaltige Merkmale, wie einen begrünten Dachgarten, der zum Sammeln und Filtern von Regenwasser bestimmt ist und Schwarz- und Grauwasser für den Einsatz im Garten recycelt. Innerhalb der Konstruktion werden recycelte Betonmaterialien und Wandpaneele auf Sojabasis verwendet, und die thermische Masse sowie gegebenenfalls Beschattungsvorrichtungen sind als passive Solarstrategien eingeplant. Das Hauskonzept erscheint in den Folgejahren noch mehrfach in den Blogs, umgesetzt wurde es bislang aber nicht.

Turning Torso

Turning Torso


Ende August wird der 190 m hohe Turning Torso der Wohnungsbaugesellschaft HSB eingeweiht, ein vom spanischen Architekten Santiago Calatrava im Stil des Dekonstruktivismus erbautes Hochhaus in der schwedischen Stadt Malmö, das aus Geschäfts- und Versammlungsräumen besteht, die von Wohnappartements durchsetzt sind.

Das nach einer gleichnamigen, ebenfalls von Calatrava entworfenen Skulptur benannte glänzende Gebäude besteht aus neun sich drehenden Stahlkuben, die sich über 54 Stockwerke in die Luft schrauben.

Der Turm im neuem Stadtteil Västra Hamnen wird zu 100 % mit lokal erzeugter erneuerbarer Energie durch einen Windkraftpark und Solarzellen betrieben, während organische Abfälle durch individuelle Zerkleinerungsmaschinen und eine Zersetzungsanlage geschickt werden, wo aus ihnen Biogas wird. Baubeginn war 2001 zur Ausstellung Bo01, endgültig bezugsfertig wird das Gebäude im November.


Im September 2005 stellen drei sächsische Firmen in Freiberg das Energetikhaus100 vor, bei dem die Sonne auch im Winter mindestens 90 % der Energie für Warmwasser und Heizung liefert, und das mit Unterstützung der Technischen Universität Bergakademie Freiberg entwickelt wurde.

Das Gesamtkonzept, dessen geistiger Vater Prof. Timo Leukefeld ist, stammt von dem Bauunternehmen FASA AG aus Chemnitz, langjährig erfahren im Bau von Solarhäusern und bei der denkmalgerechten Altbausanierung.

Es kombiniert mehrere Möglichkeiten, die Sonnenwärme zu nutzen. So sind die optimale Dachform sowie die Ausrichtung und Plazierung der Fenster genau berechnet. Das Solardach und die dazugehörigen Speicher plant und installiert die Freiberger Firma Soli fer Solardach GmbH. Flachs als Dämmstoff senkt die Wärmeverluste. Bei den Ziegeln des Ziegelwerks Freital Eder sorgen Mikroporen und ein spezielles Lochbild für gute Dämmeigenschaften der 36 cm dicken Außenwände.

Das Energetikhaus100 hat in seiner Basisversion auf zwei Etagen rund 130 m2 Wohnfläche. Kern des Ganzen ist ein Warmwasser-Pufferspeicher mit 28 m3 Inhalt – der in der zentralen Achse des Gebäudes untergebracht ist. Am Eigenheimstandort Talblick in Berthelsdorf bei Freiberg in Sachsen, und unter Anwesendheit des sächsischen Umweltministers Stanislaw Tillich, erfolgt Ende April 2006 die feierliche Einweihung des ersten Energetikhaus100.

Bei diesem wird die Energie für Heizung und Warmwasser sogar zu 95 % von der Sonne geliefert, der Rest kommt von einem Holz-Kaminofen. Hierfür ist das Dach steil nach Süden ausgerichtet (70°) und mit 69 m2 Kollektorfläche bestückt. Herzstück des Gebäudes ist wiederum der 8,50 m hohe saisonale Langzeit-Solarspeicher, der über drei Etagen reicht. In dieser Ausstattung und Größe kostet das Energetikhaus100 schlüsselfertig 210.000 €.

In Vorwegnahme der chronologischen Berichterstattung über Solarhäuser möchte ich an dieser Stelle ein weiteres ‚Kind’ von Prof. Leukefeld vorstellen, nämlich das HELMA-Haus, das im Mai 2011 in Lehrte/Hannover eingeweiht wird.

Das energieautarke Haus, Ergebnis einer 2009/2010 erfolgten Kooperation zwischen den drei Firmen HELMA Eigenheimbau AG aus Lehrte, Soli fer Solardach GmbH aus Freiberg und SunStrom GmbH aus Dresden, wird von seinen Protagonisten als das erste bezahlbare energieautarke Haus Deutschlands bzw. Europas“ bezeichnet.

Es ist mit einem 9,3 m3 Langzeitwärmespeicher (Wasser) und 46 m2 Kollektorfläche ausgestattet. Aufgrund des selbst erzeugten Stroms (Photovoltaik + Batteriespeicher), braucht das Haus im Prinzip keinen Stromnetzanschluß mehr und kann darüber hinaus das Elektroauto der Familie mit selbst erzeugtem Strom laden. Zusätzlicher Wärmebedarf wird ein Stückholz-Brenner eingesetzt. Mit seinen zirka 162 m2 Wohnfläche wird das energieautarke Haus schlüsselfertig 363.000 € kosten.

Eureka

Eureka


Mitte September 2005 feiern 27 Familien und die beteiligten Baufirmen mit einem Richtfest den Abschluß der Rohbauarbeiten am Passivhaus Eureka im Freiburger Stadtteil Vauban. Das vom Architekten Meinhard Hansen konzipierte 6,5 Millionen € teure Gebäude ist mit knapp 3.000 m2 Wohnfläche das größte Passiv-Mehrfamilienhaus in Baden. Der Einzug erfolgt im Frühjahr 2006.

Das fünfgeschossige Riegelgebäude unterschreitet den Wärmebedarf eines Niedrigenergiehauses um fast 70 %. Sonnenkollektoren und Fernwärme versorgen es mit günstiger Energie für Heizung und Warmwasser. Die Fernwärme stammt aus dem Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk im Stadtteil Vauban. Ganze 30 € im Monat muß eine Familie für ihre 120 m2 große Wohnung an Heizkosten zahlen. Eine Solarstromanlage auf dem Dach sorgt durch die Einspeisevergütung für zusätzliche Erlöse.

Das Büro Hansen Architekten ist auch in den Folgejahren sowohl im Bau als auch der energetischen Sanierung von Mehrfamilienhäusern aktiv.


Als ‚Anlage des Monats’ kürt solarserver.de im September 2005 das von Frank Ruppenthal entwickelte und verwirklichte Solarhaus der im Vorjahr gegründeten Hieronimi regenerative Energien GmbH mit Sitz in Cochem an der Mosel (später: Faid). Für die technische Umsetzung einschließlich der Planung und Statik sorgt die Architektin Kerstin Schmitt vom Ingenieurbüro Simon in Wittlich-Lüxem.

Das ganze Projekt wird weitgehend über das zinsgünstige Förderprogramm KfW 40 Wohnhausneubau der Kreditanstalt für Wiederaufbau und das ERP-Plus Umweltprogramm finanziert. Das mediterran wirkende Schrägflachdach-Gebäude soll daher das erste sein, das seine Herstellungskosten mit der Sonne wieder rückfinanziert – durch die garantierte Einspeisevergütung seiner 24,2 kW Solarstromanlage.

Das Solarhaus Hieronimi (auch: Vila Sole) steht in Brauneberg an der Mosel und ist ein modernes Niedrigenergiehaus in Massivbauweise, dessen Energieverbrauch zu 100 % mit regenerativen Energien gedeckt wird. Das 233 m2 große Pultdach ist nahezu komplett belegt mit 100 PV-Modulen der RWE SCHOTT Solar. Geheizt wird mit einer Pellets-Zentralheizung, die durch Sonnenkollektoren mit einer Fläche von 8 m2 unterstützt wird. Die Energiebilanz des Solarhauses weist einen Pelletsverbrauch pro Jahr von maximal 900 kg aus, die rund 300 € kosten.

Das nicht unterkellerte Haus hat über 149 m2 Wohnfläche, eine 24 m2 große Garage sowie 40 m2 Wohnraum im Galeriegeschoß. Der Grundriß erlaubt eine hohe Flexibilität bei der individuellen Gestaltung des Innenraums. Gemeinsam mit der HELMA Eigenheimbau AG wird das Solarhaus nun auch bundesweit angeboten.

Patchwork-Haus

Patchwork-Haus


Ein weiteres erwähnenswertes Solarhaus ist das Patchwork-Haus des Freiburger Architekturbüros Pfeifer Roser Kuhn Architekten, das nach zweijähriger Bauzeit 2005 in Mühlheim bezogen wird. Es ist energetisch betrachtet hochgradig flexibel und kann sich gut den Witterungsverhältnissen anpassen.

Räumlich setzt sich das Haus mit einer Wohnfläche von 450 m2 auf drei Ebenen aus Speichermasse, Energieraum und Hülle zusammen. Diese besteht aus Polycarbonat-Mehrkammerstegplatten, die einerseits Licht- in Wärmeenergie umwandeln, andererseits einen guten U-Wert aufweisen. Zusammen mit der Speichermasse wirkt die Hülle außerdem als Luftkollektor.

Die warme Luft aus den Luftkollektoren sammelt sich im Dachspitz. Über einen Kanal des mehrzügigen Schornsteins befördert ein Ventilator die warme Luft zurück in die Erdgeschoßhalle – Energiegarten getauft – und erwärmt dort die Luft. Die anliegenden Bauteile nehmen die Wärme mit ihrer Speichermasse auf.  Die im Winter benötigte Zusatzwärme für Heizung und Warmwasser liefert ein Nahwärmenetz, das von einem Holzhackschnitzelheizwerk gespeist wird. Die Regelung der Lüftung erfolgt von Hand durch die Bewohner. Auf eine elektronische Regelung wurde bewußt verzichtet.

Beim bundesweiten Architekturwettbewerb der Wüstenrot-Stiftung ‚Energieeffiziente Architektur in Deutschland‘ im Januar 2010 erhält das Patchwork-Haus eine Anerkennung.

Im März 2016 erfolgt die Grundsteinlegung für ein Objekt gleichen Namens, hinter dem die seit 2014 bestehende Wohnungsgenossenschaft ‚PatchWorkHaus in Aachen — gemeinsam leben eG‘ steht. Das Projekt in Aachen, bei dem sechs Gebäuden insgesamt 20 energieeffiziente Wohnungen entstehen werden, die sowohl Mietern als auch Eigentümern Wohnraum bieten sollen, scheint aber nichts mit dem vorgenannten Patchwork-Haus zu tun zu haben. Die Bauphase wird Mitte 2017 abgeschlossen, alle Wohnungen werden bezogen und mit einem Einweihungsfest im August gefeiert.


Am zweiten Solar Decathlon Wettbewerb 2005 beteiligen sich College- und Universitätsteams aus den USA, Puerto Rico, Kanada und Spanien. Das Ergebnis spricht für den Vorsprung der amerikanischen Universitäten, denn die diesmaligen Gewinnerteams sind:

  • 1. Platz: University of Colorado, Denver and Boulder
  • 2. Platz: Cornell University
  • 3. Platz: California Polytechnic State University

Lehner-Hausplan Grafik

Lehner-Hausplan (Grafik)


Im Oktober 2005 wird ein 9 m hoher Solarspeicher, der einen Durchmesser von 2,40 m hat und vom Keller bis unter das Dach reicht, in das erste ausschließlich solar beheizte Massivhaus des bereits erwähnten Sonnenhaus-Architekten Georg Dasch eingesetzt, das in Regensburg entsteht. Das Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung im Stadtteil Burgweinting hat keinen Gasanschluß, keinen Öltank und keinen Kamin.

Mit einem Volumen von 39,5 m3 wird der Stahltank mit integriertem Trinkwasserspeicher das bis zu 95°C heiße Wasser für die Beheizung der 186 m2 Wohnfläche in den Wintermonaten speichern. Die Wärme, die bei Bedarf über Wandflächenheizungen im Haus verteilt wird, kommt von 84 m2 Indach-Solarkollektoren auf dem Süddach des Hauses.

Das Einfamilienhaus von Jakob Lehner, das quasi um den Solarspeicher herum gebaut ist, besteht zudem aus den neuen Wärmedämmziegeln Poroton T8 der Firma Schlagmann GmbH & Co.KG, welche die im konventionellen Bau sonst erforderliche zusätzliche Wärmedämmung überflüssig machen. Die Ziegel mit Wärmekammern aus vulkanischem Gestein zeichnen sich zudem durch einen optimierten Schallschutz aus.

Die großen Speichertanks der Firma Jenni Energietechnik AG aus Oberburg in der Schweiz eröffnen aber auch Mehrfamilienhäusern den Weg zur autarken Solarwärmeversorgung.

Jenni-Solarhaus

Mehrfamilien-Solarhaus

Wie mächtig diese Speicher sein können, macht das Foto klar, auf dem ein Swiss-Solartank mit 205 m3 Fassungsvermögen, einem Durchmesser von 4 m, einer Länge von fast 17 m und einem Gewicht von 15 Tonnen, der in Oberburg künftig das erste rein solar beheizte Mehrfamilienhaus Europas ganzjährig mit Sonnenwärme versorgen wird, „nach dem Vorbild der alten Ägypter“ mit reiner Muskelkraft zum Aufstellungsort gezogen und aufgerichtet wird.

Bauherr, Familien, Nachbarn – alle werden aufgerufen, mit Hand anzulegen – bei einem viel schöneren Ritus als das übliche spätere Richtfest, wie ich finde. Mit 276 m2 mSonnenkollektoren auf dem nach Süden gerichteten und 40°  geneigten Dach wird auch dieses Gebäude ohne jegliche Zusatzheizung auskommen. Das Solar-Mehrfamilienhauses wird im August 2007 eingeweiht.


Von dem britischen Architekturbüro Sybarite UK Ltd. in London stammt der 2005 veröffentlichte Entwurf des Palm Tower für Dubai, der vom Stamm einer Traveller-Palme (Ravenala madagascariensis) inspiriert ist und einige Elemente ihrer Natur nachahmt.

Die charakteristischen Lamellen, die sich um die Struktur winden, beschatten das Innere vor der intensiven Wüstensonne, während die Fenster dreifach verglast, Wärme reflektierend und aus Solarstrom-Glas hergestellt sind, was das Gebäude besonders energieeffizient macht.

Die zentral gelegene Vertikalzirkulation und der sogenannte Dienstleistungskern ergeben völlig unterbrechungsfreie Etagenebenen, die beim Grundriß und bei der Nutzung des Raumes eine große Flexibilität erlauben. Der Kern unterstützt auch einen nach oben führenden Luftstrom, wodurch ein natürliches Belüftungssystem entsteht.

Unter dem Namen Palm Tower wird ab 2016 auf der künstlichen Inselgruppe Palm Jumeirah in Dubai eine 53-stöckige Hotel- und Wohnanlage errichtet, die allerdings nichts mehr mit dem obigen Konzept zu tun hat.


Im November 2005 beginnt der Co-operative Insurance Tower in Manchester (auch als CIS Tower bekannt) Strom von seiner gigantischen blauen 390 kW (andere Quellen: 575,5 kW) PV-Fassade ins nationale Netz einzuspeisen.

Das 1962 gebaute und 118 m hohe Gebäude war im Zuge einer Renovierung mit einer 5,5 Mio. £ teuren Fassade aus 7.244 Solarpaneelen von Sharp Electronics versehen worden. Es handelt sich um das bislang größte derartige Solarprojekt in Großbritannien, und es soll pro Jahr 180.000 kWh erwirtschaften. Das Solarstromprojekt wird vom Ministerium für Handel und Industrie (DTI) als eines der 10 besten Ökostromprojekte des Jahres 2005 ausgewählt.

Von kaum zu sehen, befinden sich zudem 24 kleine Windturbinen an den Dachrändern, die 10 % des Stroms des Turms erzeugen sollen. Mehr zu derartigen Projekten findet sich im Kapitelteil Windenergie und Architektur (s.d.).

Im Mai 2017 wird der denkmalgeschützte CIS Tower, noch immer eines der energieeffizientesten Gebäude des Landes, für 66 Mio. £ an Castlebrooke Investments verkauft.

Solar Harvest

Solar Harvest


Im November 2005 bezieht Eric Doub mit seiner Familie ihr neugebautes Haus mit dem malerischen Namen Solar Harvest in Boulder, Colorado. Doub, Inhaber der lokalen Firma EcoFutures Building hatte inkl. Landkauf 1,38 Mio. $ in den Bau des zweistöckigen Wohngebäudes mit fünf Schlafzimmern investiert, das er mit PV-Paneelen und gebrauchten Solarkollektoren bepflanzt. Dazu gibt es einen 6.000 Gallonen großen unterirdischen Warmwasserspeicher.

Als Endabrechnung des Jahres 2006 bekommt er von seinem Stromversorger Xcel Energy einen Scheck über 8,45 $ - den er sich daraufhin gerahmt ins Wohnzimmer hängt. Im Laufe der folgenden Jahren ziehen tausende energiebewußte Besucher durch sein Musterhaus.

 

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