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WINDENERGIE - Ausgewählte Länder

Dominikanische Republik


Exzellente Windbedingungen bestehen im Norden und Südwesten der Dominikanischen Republik. Bereits 1995 beschließt das Consorcio Energetico Punta Cana-Macao (CEPM), eine Gruppe von internationalen Privatinvestoren, die für den Tourismussektor in der Region von Bavaro und Punta Cana eine zuverlässige Stromversorgung schaffen will, in Cape Deceit, in der Provinz La Altagracia, einen Pilot-Windpark mit einer Leistung von 8,25 MW zu errichten. 1997 beginnen entsprechende Windmessungen, die insbesondere in der südwestlichen Region des Inselstaates in der Nähe von Juancho, Provinz Pedernales, außergewöhnliche Ergebnisse zeigen.

Zwar werden 2004 von der dänischen Vestas fünf V82 Windenergieanlagen bestellt und 2006 auch geliefert, aufgrund zahlloser Hindernisse können sie aber nicht installiert werden. Während die Rotoren 2007 zur Reparatur nach Spanien verschifft werden, wird in diesem Jahr auch ein neues Gesetz über den Ausbau der erneuerbaren Energien erlassen. 2008 erfolgt die Verlegung des geplanten Parks in das Tal von Juancho.

Im Jahr 2010 kommen die reparierten Turbinen zurück, worauf die Installation starten, und der Quilvio Cabrera Windpark endlich 2011 eröffnet werden kann. Im ersten Betriebsjahr 2012 liefert der Park 17 GWh Strom.


Bereits im März 2010 erhält Vestas einen Auftrag für 14 Anlagen des Typs V90-1.8 MW mit einer Gesamtleistung von ca. 25 MW, die für die 1. Phase des Los Cocos Windparks in Juancho bestimmt sind, dem ersten netzgekoppelten des Landes, der sich an der Grenze der Provinzen Barahona und Pedernales befindet.

Auftraggeber ist die Empresa Generadora de Electricidad Haina SA (EGE Haina) in Santo Domingo, die schon 2002 mit der Untersuchung der Rentabilität des Standorts begann, und anschließend mehrere Jahre lang brauchte, um alle erforderlichen Genehmigungen und Freigaben zu erhalten. Außerdem mußte die EGE Haina vor Ort eine Trafostation bauen und 54 km neue Übertragungsleitungen ausführen, um den nächstgelegenen Netzanschluß in Cruce de Cabral, Barahona, zu erreichen, was sich alles als Quelle großer Verzögerungen erwies.

Los Cocos Windpark

Los Cocos Windpark

Die Auslieferung der Turbinen beginnt im Dezember 2010, und die Fertigstellung des Projektes in direkter Nachbarschaft zu dem Windpark Quilvio Cabrera erfolgt im Oktober 2011. Seitdem wird der 11.10. eines jeden Jahres als ,Tag der Dominikanischen Winde’ gefeiert.

Im nächsten Schritt wird die 2. Phase angegangen, bei der die Kapazität des Projekts mit 26 Gamesa G97 Turbinen auf 77 MW erweitert wird. Diese Phase kann dann im Jahr 2013 eingeweiht werden.

In einigen Quellen wird auch von der Windfarm Los Cocos-Quilvio Cabrera mit 33,5 MW gesprochen – womit eine Kombination der ersten beiden Farmen gemeint ist, die ab Inbetriebnahme der 2. Phase allerdings obsolet ist. Wichtige Investoren in das 180 Mio. $ Projekt sind die VICINI Energy und der Industry Fund.

Der Windpark Los Cocos schafft es später sogar auf das Plakat des Filmes ,Al Sur de la Inocencia’ von Hector Valdez, der im April 2014 in der Dominikanischen Republik in die Kinos kommt (die EGE Haina ist einer der Sponsoren dieser Produktion).

Hinter der Entwicklung steht die 2011 entstandene Firma InterEnergy Holdings, eine Holdinggesellschaft des privaten Beteiligungsfonds InterEnergy Partners LP, welche als Eigentümerin und Betreiberin der Energieerzeugung und -verteilung in Lateinamerika und in der Karibik agiert und in der Dominikanischen Republik nun über ihre operativen Tochtergesellschaften CEPM und EGE Haina gut 85 MW Windkraft bieten kann.


Anfang September 2010 geben Verantwortliche der Nationalen Energiekommission bekannt, daß neben den o.g. Farmen auch noch zwei weitere Windparks in Planung sind. Einer Erklärung der Interamerikanischen Entwicklungsbank vom Juli 2011 zufolge, welche die Projekte mit Krediten in Höhe von 78,3 Mio. $ finanziert, wird die spanische Firma Gamesa die Entwicklung des 50 MW Pecasa Windparks in Puerto Plata, in der südlichen Dominikanische Provinz Monte Cristi, durchführen, während die Firma Inveravante die 30,6 MW Matafongo Windfarm in Bani, Provinz Peravia, realisiert.

Im November 2011 genehmigt auch der Verwaltungsrat der mitfinanzierenden Europäischen Investitionsbank die Pläne. Für Pecasa werden 32 Mio € bereitgestellt, für Matafongo 18 Mio €.

Weitere im Bau befindliche Projekte sind der 60 MW El Guanillo Windpark der PECASA S.A. mit 100 Gamesa-Turbinenen vom Typ G44/600 in Monte Cristi, sowie der 99 MW Los Guzmancitos Windpark der Poseidon Energia Renovable mit 55 Vestas V100/1800 Anlagen in Puerto Plata.

Dem Stand von 2013 nach beträgt die Einspeisevergütung für Windkraft 12,5 US-Cent pro kWh.

Die jüngste Meldung stammt vom November 2014 und besagt, daß Vestas von der spanischen Grupo Cobra den Auftrag über 15 Stück V112-3.3 MW Anlagen für den 49,5 MW Larimar Windpark in Enriquillo erhalten habe. Die Auslieferung ist im zweiten Quartal 2015 geplant, die Inbetriebnahme im ersten Quartal 2016.


Ecuador


Durch seine Küsten- und Gebirgslage ist Ecuador ein idealer Standort für Windenergie, und seit 2004 besteht in Ecuador eine Einspeisevergütungsverordnung für Strom aus Erneuerbaren Energiequellen nach deutschem Vorbild. Trotzdem dauert es lange, bis von irgendwelchen Umsetzungen zu hören ist.

San Cristóbal Windpark

San Cristóbal Windpark

Als Reaktion auf die Forderung nach der Einführung erneuerbarer Energien auf den Galapagos-Inseln entwickelt und implementiert die Global Sustainable Electricity Partnership auf dem El Tropezón Hügel der Insel San Cristóbal ein Wind-Diesel-Hybridsystem, dessen 2,4 MW Windpark aus drei AE-59 Windkraftanlagen des spanischen Herstellers Made besteht, einer Gamesa-Tochter.

Die netzgekoppelte 10 Mio. $ Farm, die zu 80 % von internationalen Gremien wie der G-8 und dem Programm der Vereinten Nationen für Entwicklung (UNDP) und zu 20 % vom ecuadorianischen Staat finanziert ist, wird 2007 von der EOLIC SA in Betrieb genommen. Die offizielle Eröffnung durch Präsident Rafael Correa Delgado erfolgt Anfang 2008.

Noch im Bau befindet sich auf Galapagos ein 6,25 MW Windpark mit 8 Turbinen von Unison, über den es bislang noch keine näheren Details gibt.


Im April 2010 gibt das Ministerium für Elektrizität und erneuerbare Energien (MERR) Pläne bekannt, innerhalb von fünf Jahren Windenergie-Anlagen im Umfang von 200 MW zu installieren.

Die im April 2011 eingeführte und ab 2013 in Kraft tretende Einspeisevergütung soll auch den Ausbau der Windenergie über eine garantierte Vergütung über den Zeitraum von 15 Jahren fördern. Diese beträgt für Windenergie zukünftig 0,0913 $/kWh (0,064 €/kWh).


Im Januar 2013 weigert sich der Präsident, den 2.720 m über dem Meeresspiegel liegenden 16,5 MW Villonaco Windpark in der Provinz Loja ebenfalls persönlich offiziell zu eröffnen, weil er dazu über eine Zufahrtsstraße voller Schlaglöcher hätte fahren müssen.

Fertiger Villonaco Windpark

Fertiger Villonaco Windpark

Der 38 Mio. $ teure Windpark (andere Quellen: 42 bzw. 45 Mio. $), der von der China Development Bank teilfinanziert wird, besteht aus 11 Generatoren der chinesischen Firma Goldwind.

Entwickeler ist die Firma Ingenieria Verde, Betreiber ist Ecuadors Energieversorgungsunternehmen CELEC. In in späteren Phase ist ein Ausbau mit 30 weiteren Anlagen geplant.


Andere zu dieser Zeit geplante Windprojekte sind das auf 34 Mio. $ veranschlagte 30 MW Minas de Huascachaca Projekt der ecuadorianischen Firma Elecaustro nahe der südlich gelegenen Stadt Cuenca, dessen Standortwahl bereits 2003 erfolgte, sowie ein Windpark im Valle De Salinas, in der nördlichen Provinz Imbabura. Dieses 10 MW Windkraftprojekt des regionalen Unternehmens Electroviento SA und des regionalen Stromversorgers Empresa Eléctrica Regional Norte erfordert eine Investition von 22 Mio $ (andere Quellen: 25 Mio. $) und soll schon im ersten Quartal 2011 in Betrieb gehen (noch nicht verifiziert).


Im März 2013 stellt das MERR einen Wind-Atlas für Ecuador vor. Kernergebnis der Auswertungen ist eine erste Abschätzung des in relativ kurzer Zeit erschließbaren Potentials von 884 MW. Zu diesem Zeitpunkt existieren in Ecuador drei Windparks mit einer installierten Gesamtleistung von 21,15 MW. Im Dezember folgt die Unterzeichnung einer Vereinbarung, um eine Machbarkeitsstudie sowie Windmessungen zum Windpotential der El Arenal Ebene zu initiieren, einer trockenen Einöde in den Ausläufern des Vulkans Chimborazo, nordwestlich von Canton Guaranda in der Provinz Bolivar.


Im Mai 2014 meldet die Presse, daß Goldwind zwei Windparks auf rund 2.900 Meter über dem Meeresspiegel realisiert. Die beiden Projekte, der 50 MW Ducal-Membrillo Windpark und der 54 MW Huayrapamba Windpark, haben ein gemeinsames Investitionsvolumen von ca. 220 Mio. $, werden pro Jahr voraussichtlich 350 GWh Strom produzieren und sollen bis September 2015 abgeschlossen werden.


Estland


Estland hat erhebliche Windenergiepotentiale mit starkem Wind aus dem Westen, von der Ostsee her.

Bereits 2002 gehen der 450 kW Torgu Windpark mit 3 Vestas-Anlagen (Meritreid OÜ), sowie der 1,8 MW Virtsu I Windpark in der Nähe des Hafens Virtsu mit 3 Enercon-Turbinen in Betrieb (Nelja Energia OÜ/Eesti Energia AS, später Roheline Ring aus Saaremaa).

Einen weiteren Schritt vorwärts geht es erst 2005, als im Laufe des Jahres der 3 MW Läätsa Windpark mit 6 Siemens-Anlagen (Telewind AS), der 8 MW Esivere Windpark mit 4 Enercon-Turbinen (Nelja Energia OÜ) sowie der 18,4 MW Pakri Windpark mit 8 Nordex-Anlagen in Betrieb gehen (Energia OÜ).

2007 folgen die 1,6 MW Nasva Windfarm mit zwei Vestas-Anlagen (Baltic Wind Energy OÜ), und die 24 MW Viru–Nigula Windfarm, die mit 8 Turbinen von Winwind ausgestattet wird (Nelja Energia OÜ). Dazu kommen noch mehrere kleinere Einzelanlagen. Außerdem beginnt die Eesti Energia die Insel Ruhnu mit einem Wind/Diesel-Hybridkraftwerk mit Strom zu versorgen, bei dem zwei kleine WKA mit zusammen 150 kW zu Einsatz kommen, was für die 64 Inselbewohner völlig ausreichend ist.


Im Jahr 2008 bekommt der (o.g.) Virtsu I Windpark eine weitere Enercon-Turbine verpaßt, außerdem geht mit dem 6,9 MW Virtsu II Windpark die zweite Phase dieses Projektes ans Netz, dessen 3. Ausbaustufe, der Virtsu III Windpark mit ebenfalls 6,9 MW 2010 folgt. In beiden Fällen erfolgt die Erweiterung mittels jeweils 3 Enercon-Anlagen.

2008 gehen auch die vier Winwind-Turbinen der 12 MW Esivere I Windfarm ans Netz (Skinest Energia AS). Damit beträgt die insgesamt installierte Windenergieleistung in Estland Ende des Jahres etwa 77 MW.


Ebenfalls im Jahr 2008 gründet der deutsche Unternehmer Lars Mach die Firma Goliath Wind OÜ mit Sitz in Tallinn. Als Aktionäre engagieren sich neben dem Estnischen Entwicklungsfonds die Durham University, das britische National Renewable Energy Centre (NaREC) sowie private Investoren.

Ende 2006 hatte Mach begonnen, mit Wissenschaftlern der Universität Durham zu verhandeln, wo Prof. Ed Spooner und sein Team einen sehr gut skalierbaren Niedrig-Temperatur-Ringgenerator mit segmentiertem Design entwickelt hatte, der übrigens auch bei der Gezeitenturbine von OpenHydro/DCNS Frankreich zum Einsatz kommt (s.d.).

Goliath-Turbine Grafik

Goliath-Turbine
(Grafik)

Nun werden mehrere innovative Cyclos Ringgeneratoren von bis zu 16 m Durchmesser für Leistungen von mehreren Megawatt gebaut, die eine Effiziez von 93,5 % erreichen sollen. 2010 folgen Hochgeschwindigkeits-Tests, undm im Mai 2011 schließt die Firma eine Rahmenvereinbarung mit einem deutschen Ingenieurunternehmen für Windturbinendesign ab, um die Fertigstellung der Goliath 3-100 Windkraftanlage zu unterstützen.

Zwischen dem Mai 2011 und dem August 2013 führt die Firma ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben in Höhe von 1,9 Mio. € unter dem Titel ,Innovativer Speichen-basierter 3-MW-Ringgenerator für Windenergieanlagen’ durch, das über die Enterprise Estonia aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mit 1,1 Mio. € gefördert wird.

Bereits Mitte 2012 berichtet das Unternehmen, daß man die Komponenten für den Bau des ersten luftgekühlten 3 MW Ringgenerators von internationalen Lieferanten bestellt habe, der für die nun Capella 3.3 genannte Windturbine gedacht ist. Im September zeigt Goliath Wind auf der Husum Wind seine Lösung, einen ganzen 3 MW Antriebsstrang samt Ringgenerator in Standard-Seecontainern zu verstauen. Die Fertigstellung des Antriebsstrangs erfolgt im Juni 2013.

Im Juni 2014 wird gemeldet, daß die Firma gemeinsam mit dem PAKRI Wissenschafts- und Industriepark ein Innovationszentrum für Windkraftanlagen schaffen will. Hierfür wird ein Joint Venture gebildet, um vor Ort drei Stück der neuen Capella-Anlagen zu installieren.


Im Sommer 2009 wird der 39 MW Aulepa Windpark der Eesti Energia mit 13 Winwind-Turbinen in Betrieb genommen, der zwei Jahre später mit drei weiteren Anlagen auf 48 MW ausgebaut wird.

2011 folgt die 24 MW Aseriaru Windfarm mit 8 Winwind-Rotoren (Nelja Energia OÜ) - und außerdem errichtet die Firma Baltic Workboats eine 2,3 MW Siemens-Turbine, die unter dem Namen Nasva Windgenerator läuft.

Ebenfalls 2011 geht in Narva die 59 Mio. € teure  39,1 MW Narva Windfarm der Eesti Energia ans Netz, bei der sich 17 Enercon-Rotoren auf dem wiederbegrünten Gelände einer alten Ölschieferasche-Deponie drehen, die 1987 geschlossen und ab 2005 mit Hilfe des Kohäsionsfonds der EU umfangreich saniert worden ist, bis der Bau des Windparks im Jahr 2010 beginnen konnte.

Um die Stabilität der Windkraftwerke zu gewährleisten, stehen ihre Fundamente auf jeweils 14 Pfählen, die durch die Asche bis in den darunter liegenden Boden reichen, wodurch das Gewicht jeder Einzelanlage aus Generator, Fundament und Pfählen 2.500 Tonnen erreicht.


Bis Ende des Jahres hat das Land eine installierte Windleistung von etwa 149 MW, weitere 570 MW befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Außerdem wird Estland im Jahr 2011 das erste EU-Mitglied, das seine für 2020 festgelegten Ziele für erneuerbare Energien überschreitet, als der Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch 25,9 % erreicht – und damit das Ziel von 25 % übertrifft. Was hauptsächlich durch den Einsatz von Biomasse geschieht.

Paldiski Windfarm

Paldiski Windfarm


Mit dem Wind kräftig voran geht es im Jahr 2012, als die Nelja Energiaund die Eesti Energia gemeinsam im Nordwesten des Landes, in der Nähe der Stadt Paldiski, die 45 MW Paldiski Windfarm in Betrieb nehmen, die mit 18 Stück 2.5-100 Anlagen von GE ausgestattet ist. Die offizielle Eröffnung erfolgt allerdings erst im August 2013.

Im März 2012 vereinigen sich die größten Windparkgesellschaften Estlands Freenergy, Vardar Eurus und Nelja Energia unter dem einheitlichen Namen Nelja Energia, um zukünftig in den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen 17 Windparks zu besitzen und zu betreiben. Das Gesamtvolumen des Vermögens des fusionierten Unternehmens beträgt 335 Mio. €. In Planung befinden sich Onshore-Windparks in Aseri, Paldiski, Kunda und Hanila, wie auch ein Offshore-Windpark vor der Nordwestküste des Landes (s.u.).

Ende 2012 beträgt die Gesamtleistung bereits über 269 MW.


2013
geht der 6,9 MW Ojaküla Windpark von Nelja Energia mit 3 Enercon-Turbinen in Betrieb, und auch in diesem Jahr stellt Baltic Workboats eine einzelne 3,6 MW Siemens-Turbine auf, die als Nasva tuulik II geführt wird.

Damit erreicht die Statistik Ende des Jahres 130 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 279,9 MW. Hinzu kommen noch Kleinwindenergieanlagen (bis 11 kW) mit einer zusammengerechneten Leistung von 173,2 kW, die ebenfalls an das Netz der Elektrilevi angeschlossen sind.


2014 folgen der 6 MW Tamba Windpark im Bezirk Pärnu (2 Enercon) und der 12 MW Mäli Windpark im Bezirk Pärnu (3 Enercon) der Tuuleenergia OÜ. Außerdem werden (mit jeweils nur einer Anlage) der 1,8 MW Aburi Windpark im Bezirk Lääne-Viru (Vestas, OÜ Green Electric) und der 3 MW Salme II Windpark auf der Halbinsel Sõrve der Insel Saaremaa (Eleon-Turbine) angeschaltet.

Geplant sind zu diesem Zeitpunkt allerdings auch schon drei riesige Offshore-Windfarmen mit einer Gesamtkapazität von 1.490 MW: das 700 MW Loode-Eesti Projekt in der Nähe der Insel Hiiumaa von Nelja Energia, das 600 MW Liivi laht Projekt in Golf von Riga von Eesti Energia, sowie der 190 MW Neugrund Offshore-Windpark in der Nähe der Westküste, das von der Firma Neugrund OÜ umgesetzt werden soll.

Onshore sind Projekte im Umfang von ebenfalls rund 1,5 GW in Arbeit oder in Planung.

Im August 2014 wird die erste in Estland produzierte Kleinwindkraftanlage vom Typ Tuge 20 nach Finnland exportiert und dort installiert. Hersteller ist die 2009 gegründete Konesko AS, die 2012 mit der Produktion der Turbinenmodelle Tuge 10 (10 kW) und Tuge 20 (20 kW) begann. Beide Modelle wurden mehrere Jahre unter den rauhen Umgebungsbedingungen des firmeneigenenTestgeländes in Nasva, Saaremaa, getestet, wo die Umgebungstemperatur auf -35 Grad C sinkt und die durchschnittliche Windgeschwindigkeit 45 m/s beträgt.


Finnland


Finnland verfügt durch seine topographische Beschaffenheit und zum Teil dünn besiedelten Regionen über ein enormes Potential für die Windenergie, das auf 8.900 MW geschätzt wird. Der finnische Windenergieverband geht von sogar 11.000 MW aus.

Das Ministerium für Handel und Industrie startet in den späten 1980er Jahren ein Projekt zur Windenergieforschung, und 1988 wird die finnische Wind Power Association (FWPA) gegründet, um gute Bedingungen für die Windenergieentwicklung in Finnland zu schaffen. In den 1990er Jahren werden zunehmend Einzelanlagen aufgestellt, deren erste möglicherweise eine 65 kW Windkraftanlage von Bonus Energy ist, die Anfang 1991 in der Gemeinde Enontekiö im finnischen Teil Lapplands errichtet wird.

Der erste Windpark Finnlands wird im Herbst 1991 in Vaasa in der Nähe von Korsnäs eröffnet, er besteht aus vier 200 kW Anlagen.

Während die Statistik Ende 1991 von insgesamt nur 1 MW installierter Windleistung ausgeht, sind es Ende 1997 auch erst 12 MW. Die erste 1 MW Anlage wird 1999 installiert, und den Sprung über die 100er Grenze schafft das Land dann im Jahr 2007 mit 109 MW.

Im Februar 2008 geht die erste Windfarm mit einer Leistung von über 20 MW ans Netz. Ich werde mich im weiteren auf die Nennung von Parks mit dieser Mindestgröße beschränken.

Die 21 MW Windfarm nahe der Stadt Kemi mit dem seltsamen Namen Ajos 4-6-7-8-9-10-11 besteht aus 7 WinWinD-Anlagen vom Typ WWD-3-100, und wird von der PVO Innopower Oy betrieben. Eine kurze Recherche brachte die Klärung: Es handelt sich um die Nummern der einzelnen Turbinen. Unter Ajos 1 war bereits im Dezember 2005 eine erste 3 MW Winwind WWD-3-90 Turbine in Betrieb gegangen (Hamnian Energ Oy), gefolgt von Ajos 5 im Oktober 2007 (eine 3 MW Winwind WWD-3-100) sowie Ajos 2-3 im Januar 2008 (2 Winwind WWD-3-100).


Der Hersteller dieser WKA, die im März 2000 von Jouko Tiuraniemi gegründete Firma WinWinD Ltd. mit Sitz in Espoo, entstand aufgrund einer Windenergiemarkt-Studie, die Tiuraniemi 1995 für Oulu Energy angefertigt hat, ein nordfinnisches Energieunternehmen. Er beginnt sich Gedanken über eine neue, hocheffiziente Windkraftanlage zu machen und erkennt, daß der Schlüssel zum Erfolg nur eine technisch überlegene Turbine sein kann.

Im Jahr 1998 kontaktiert Tiuraniemi das deutsche Beratungsunternehmen aerodyn mit dem Ziel, eine wettbewerbsfähige Windkraftanlage ,Made in Finland’ zu entwickeln. Als Resultat wirbt er den Leiter der Konstruktionsabteilung Georg Böhmeke ab, um gemeinsam mit diesem und Veli-Matti Jääskeläinen, bis dahin Chef der Engineering-Abteilung des finnischen Energieerzeugers Pohjolan Voima (PVO) das neue Unternehmen zu gründen. Die ersten Aktionäre sind PVO, Voimarakenne Oy, Sähkö-Rantek Oy und Jouko Tiuraniemi.

WWD-1

WWD-1

Bereits im Herbst 2001 kann im Vihreäsaari-Ölhafen in Oulu die erste WWD-1 Pilotanlage errichtet werden, 2002 beginnen die Entwicklungsarbeiten für die 3 MW Anlage WWD-3, und 2003 wird ein entsprechendes Pilotprojekt gestartet.

Im Jahr 2004 wird die Finnish Industry Investment Aktionär der WinWinD, in Oulu die erste WWD-3 Turbine installiert, und Ende des Jahres die erste WWD-1 Turbine nach Portugal exportiert. 2005 folgen die Errichtung der ersten WWD-1 in Schweden, sowie die Gründung der Tochtergesellschaft Winwind Eesti OÜ in Estland. Hier können schon 2006 acht WWD-3-Turbinen für den Viru-Nigula Windpark ausgeliefert werden (s.d.). Die Produktionspalette umfaßt mehrere Anlagengrößen vom Typ WWD-1-56 (1 MW, 56 m Rotor-Durchmesser) – bis zum Typ WWD-3-120 (3 MW, 120 m Durchmesser).

2006 übernimmt die Sterling Infotech Group, ein diversifizierter indischer Mischkonzern, die Mehrheitsanteile der WinWinD Ltd.

2007 folgen Exporte nach Schweden und Frankreich (über eine Vertriebsvereinbarung mit InnoVent) – und im September 2008 beschließt Masdar, 120 Mio. € in das Unternehmen zu investieren, worauf sich diesem neue Möglichkeiten der weiteren Entwicklung, des Wachstum und der Internationalisierung eröffnen.

2009 werden neben der Initiierung neuer Forschungs- und Entwicklungsprojekte auch zwei moderne Produktionsstätten gebaut und in Betrieb genommen, ein WWD-3 Montagewerk in Hamina, Finnland, mit einer Jahreskapazität von 500 MW, sowie eine Montage- und Blattfertigung für WWD-1 Anlagen in Vengal, Indien, die für eine Jahreskapazität von 1.000 MW entworfen ist. Dazu hat das Unternehmen Niederlassungen in Estland, Portugal und Schweden.

Zwar wird im Februar 2011 ein Kooperationsvertrag mit dem Entwickler Cursor Oy unterzeichnet, um in Finnland eine Reihe von Windprojekten im Umfang von insgesamt 120 MW zu bauen, doch in den Jahren 2012 und 2013 gelingt es WinWinD nicht, weitere Anlagen zu installieren. Das Resultat sind knapp 300 Mio. € Schulden, die sich angehäuft haben.

Im Oktober 2013 stellt WinWinD Antrag auf Insolvenz und geht in Konkurs. Die nächste Meldung stammt vom April 2014 und besagt, daß sich die Schweizer Investmentfirma Business Creation Investments AG aus St. Gallen bereit erklärt hat, WinWinD zu erwerben. Im Dezember berichtet die Presse allerdings, daß dabei bislang noch keine Fortschritte zu verzeichnen sind.


Zurück zur Chronologie:

2009 wird das finnische Wetterinstitut vom Ministerium für Arbeit und Wirtschaft mit der Erstellung eines Windatlas beauftragt, der detaillierte Auskunft über die Eignung der jeweiligen Gebiete für die Errichtung von Windenergieanlagen gibt.

Im September 2009 starteten die Windmessungen für den 400 MW Offshore-Windpark Suurhiekka, dessen Genehmigung die deutsche wpd-Gruppe beantragt hat, nachdem der Pachtvertrag bereits 2007 unterzeichnet wurde. Geplant wird das Projekt von der Suurhiekka Offshore Oy als Tochter der wpd offshore GmbH, und gebaut werden soll der Park in der Untiefe von Suurhiekka, rund 25 km vor der Küste von Ii in Nordfinnland im Bottnischen Meerbusen. Der erste Spatenstich soll 2013 erfolgen.

Im März 2010 verleiht die finnische Vereinigung für Umweltverträglichkeitsstudien (FAIA) den jährlichen Preis für die beste Studie an die Firma wpd Finland Oy für ihre vorbildliche Umweltverträglichkeitsstudie des Offshore-Windparks Suurhiekka. Die Genehmigung für den aus 80 Anlagen bestehenden Park wird im Februar 2011 erteilt – weitere Schritte scheinen bislang aber nicht erfolgt zu sein.


Die Förderung der Windenergie wird in Finnland ab April 2011 mit einem Einspeisesystem vergütet, das dem deutschen EEG nachgebildet ist. Außerdem setzt sich die finnische Regierung das ehrgeizige Ziel, daß bis zum Jahr 2020 eine Windenergie-Erzeugungskapazität von 2.500 MW installiert werden soll. Beides kurbelt der Zuwachs der Folgejahre stark an.


Im Juni 2011 erhält Vestas seinen ersten Auftrag aus Finnland, der sechs V112-3.0 MW-Anlagen für den Simo Windpark der TuuliWatti Oy in Lappland umfaßt. Die Fertigstellung des Parks ist für Ende des Jahres geplant. Bereits im Oktober gibt es einen Folgeauftrag über acht V112-3.0 MW für den 2. Teil der Olhava Windfarm bei Olhava, der 2012 mit 24 MW in Betrieb geht. Der 1. Teil folgt überraschenderweise erst im Jahr darauf (9 MW, 3 Vestas). Der 3. Teil dieser Farm mit 19,5 MW und Nordex-Turbinen der Baureihe N117/2400 ist noch im Bau (Taaleritehdas Oy). Außerdem ordert die TuuliWatti für Simo im Oktober 2012 vier G128-4.5 MW Turbinen von Gamesa – für den spanischen Hersteller ist es der Markteinstieg in Finnland.

Ebenfalls 2012 geht die 30 MW Varevaara Windfarm bei Tervola mit 10 Vestas-Anlagen in Betrieb. Damit beträgt die Windenergiekapazität in Finnland Ende 2012 rund 288 MW.

Ebenfalls Mitte 2012 geht die Sundom Windfarm nahe der Stadt Vaasa ans Netz – wobei es sich allerdings nur um eine einzelne 3,6 MW Anlage vom Typ 3.6-118 des Herstellers Mervento Oy handelt, die von der Wasa Wind betrieben wird.

Ich erwähne diese Anlage, weil Mervento ein in Vaasa beheimatetes und seit 2004 aktives finnisches Unternehmen ist, auch wenn die Firma nur diesen einen WKA-Typ herstellt, der bis August 2014 immerhin 20.000 MWh Strom produziert.


Im Jahr 2013 folgen die 21 MW Muukonkangas Windfarm in der Nähe von Lappeenranta mit 7 Alstom Power 110 Turbinen (TuuliTapiola ky/Tuulisaimaa Oy), die 21,6 MW Kirkkokallio Windfarm (o. Windpark Honkajoki) bei der Stadt Honkajoki mit 9 Nordex-Anlagen (Taaleritehdas Oy), sowie die 54 MW Peittoonkorpi Windfarm bei Pori mit 12 Gamesa-Turbinen (Tuuliwatti Oy).

In diesem Jahr errichtet Enercon für den Energieversorger Kotkan Energia Oy die ersten beiden E-92 Windenergieanlagen der 2,3 MW Baureihe am Mussalo-Hafen in der Stadt Kotka, rund 130 km östlich von Helsinki, wo der Windkrafthersteller im Vorjahr eine neue Vertriebsniederlassung eröffnet hatte.

Auch die deutsche Firma ABO Wind ist ab 2013 auf dem finnischen Markt aktiv. Gemeinsam mit den finnischen Partnerunternehmen Infinergies Finland Oy, Winda Invest Oy und Greenpower Finland Oy entwickelt die Tochter ABO Wind Oy Windparks mit einer Gesamtleistung von rund 200 MW. Bereits im September werden an fünf Standorten Windmeßmasten installiert.

Insgesamt werden in diesem Jahr 50 neue Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 162 MW installiert und ans Stromnetz angeschlossen, womit die insgesamt rund 200 Turbinen zusammengenommen 448 MW erreichen.


Im Januar 2014 übernimmt die deutsche wpd AG das an der Westküste Finnlands gelegene Offshore-Windparkprojekt Tohkoja vom finnischen Energieversorger Fortum, wo in der Nähe der Gemeinde Kalajoki zwischen 2016 und 2017 bis zu 26 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 83 MW errichtet werden sollen. In der Nähe befinden sich bereits die wpd-Projekte Mäkikangas und Jokela.

Bei Mäkikangas handelt es sich um das erste Projekt von wpd, ein 33 MW Offshore-Windpark in der finnischen Gemeinde Pyhäjoki der Provinz Nordösterbotten, für den wpd bei Nordex 11 Turbinen vom Typ N117/3000 bestellt, welche Ende des Jahres ans Netz gehen sollen. Hier wurde schon im September 2013 mit dem Bau der Infrastruktur begonnen. Die Bauarbeiten für den 36 MW Windpark Jokela nahe der Stadt Kalajoki wiederum beginnen im Dezember 2014, fertiggestellt werden soll der Windpark mit 12 Nordex-Anlagen im zweiten Halbjahr 2015.

Die wpd AG ist seit 2007 auf dem finnischen Markt vertreten und entwickelt über die Tochter wpd Finland Oy landesweit Projekte mit einer Planungspipeline von über 600 MW.

Im September 2014 wird Nordex vom finnischen Investor Impax Asset Management mit dem Bau eines weiteren Windparks in Lappland beauftragt. Das 51 MW Projekt mit dem Namen KUKE (Kuolavaara-Keulakkopää) besteht aus 17 Windkraftanlagen des Maschinentyps N117/3000, deren Errichtung im Frühjahr 2015 starten soll.

Im Laufe dieses Jahres 2014 sollen 80 neue Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 190 MW errichtet werden. Nachweislich im Bau befinden sich zu diesem Zeitpunkt neben den oben genannten Parks noch die folgenden Windfarmen: Joukhaisselkä-Tuore Kulvakkoselkä (27 MW, 9 Nordex-Turbinen), Jäneskeidas (26,4 MW, 8 Turbinen), Kopsa II (33 MW, 10 Turbinen), Myllykangas (50,4 MW, 19 Nordex-Turbinen), Vähäkyrö (52,8 MW, 16 Turbinen) und Mustilankangas (72,6 MW, 22 Turbinen).

Im Dezember 2014 wird außerdem ein 40 MW Offshore-Windpark in der Nähe von Pori genehmigt, der mit einem Kostenaufwand von 20 Mio. € im Laufe des Jahres 2016 entstehen soll.

Zu bemerken ist übrigens eine starke Präsenz der finnischen Windparks auf dem deutschen Finanzanlagenmarkt.


Was bei einer Aufzählung wie oben oftmals zu kurz kommt, sind kleinere Firmen, die oftmals eigene Entwicklungen vermarkten. Auch in Finnland gibt es solche Unternehmen.

Die Oy Windside Production Ltd. aus Pihtipudas (später: Viitasaari) beispielsweise bietet eine verwundene Form von Savonius-Generatoren an (s.d.), die ab 1979 von Risto Joutsiniemi entwickelt worden ist.

Windside-Design-Senkrechtachser

Windside-Designs

Die waagrecht oder senkrecht installierbaren Systeme werden seit 1982 auf dem Markt angeboten und haben zwischenzeitlich weltweite Verbreitung gefunden, unter anderen wohl auch deshalb, weil sie in den unterschiedlichsten Farben und sogar Formen angeboten werden.

Im Laufe der Zeit werden die ästhetischen Gesichtspunkte immer stärker betont, und die senkrechten Modelle wirken durch ihre bunte Lackierung inzwischen wie Flammen.

Weitere dieser Modelle, die teilweise wie Mischformen aus Savonius- und Darrieus-Rotoren wirken, präsentiere ich im Kapitel Neue Designs und Rotorformen (s.d.).

Als der Versorger Madison Gas and Electric im November 2008 eine Windside-Turbine mit einer Nennleistung von 10 kW testet, sind die Ergebnisse jedoch mehr als ernüchternd: Die auf einem 13 m hohen Mast installierte, 3,7 m hohe und 0,9 m durchmessende Turbine schafft es nie, mehr als 600 W zu produzieren, nicht einmal an einem sehr windigen Tag. Innerhalb von vier Monaten liefert das 40.000 $ teure Gerät insgesamt nur magere 33 kWh, was etwa einer Viertel Kilowattstunde pro Tag entspricht.


Die Firma Kone Sampo wiederum bringt 1994 ein 20 kW Windkraftwerk auf den Markt, das einschließlich Installation nur 30.000 DM kosten soll. Das ‚hydrotronische Windkraftwerk’ soll einen Wirkungsgrad von 33 – 38 % haben, was durch ein hydraulisches Pumpgetriebe ermöglicht wird, das die bisher üblichen Getrieberäder ersetzt. Über diese Firma oder ihre Anlage ist inzwischen aber nichts mehr zu finden.

 

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