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WINDENERGIE - Ausgewählte Länder

Hawaii


Hawaii gehört zwar zur USA, verdient aufgrund seiner Insellage jedoch eine eigene Behandlung. Außerdem gibt es eine schöne Geschichte zu erzählen: Nachdem König Kalakaua im Jahre 1881 Thomas Edison trifft, wird das Schloß Iolani als eine der weltweit ersten königlichen Residenzen ab 1886 mittels Elektrizität beleuchtet, und schon 1888 bekommen zum ersten Mal auch Stadtstraßen elektrische Beleuchtung. 1891 wird der Stromversorger Hawaiian Electric Co. (HECO) gegründet – die übrigens 1995 die höchste Auszeichnung der Versorgungswirtschaft gewinnt: den Edison Award.


Bis die Windkraft in die Versorgungskonzeption einbezogen wird, dauert es dann aber fast zehn Dekaden. Im Jahr 1981 werden die Firma Windfarms aus San Francisco, sowie eine Tochterfirma des Konzerns United Technologies, damit beauftragt, für 350 Mio. $ insgesamt 20 Anlagen mit je 4 MW zu errichten, ausgerüstet mit Kunststoffrotoren mit einem Durchmesser von 80 m. Das äußerst zukunftsträchtige Projekt wird jedoch nie umgesetzt.

Mitte der 1980er Jahre erfolgt auf Maui die Errichtung einer 340 kW Turbine als Demonstrationsanlage, die für mehrere Jahre von der Maui Electric am Standort Ma’alaea betrieben wird.


Ein Hauptgrund für die 1983 erfolgte die Bildung der Hawaiian Electric Industries (HEI) als Tochtergesellschaft der HECO ist die Entwicklung der Windenergie. Unter anderem investiert die HEI mehr als 25 Mio. $ in den (ersten, s.u.) 9 MW Kahuku Windpark am Kahuhu Point auf der Insel Oahu, wo die Firma Hawaiian Electric Renewable Systems 15 Westinghouse-Rotoren mit je 600 kW Leistung installiert.

Der im Juni 1985 in Dienst gestellte Park leidet allerdings an Winden, die wesentlich turbulenter sind als erwartet, sowie an mechanischen Problemen mit den Turbinen der ersten Generation, was zu niedrigen Produktionsraten führt. Zwar wird der rückläufige Park im Jahr 1993 von der New World Power Corp. gekauft, doch als es dann noch zu einem dramatischen Rückgang des Ölpreises kommt, wird der Betrieb des Windparks zu teuer, er wird geschlossen und die Anlagen demontiert. Immerhin sollen laut HEI im Zuge seines Betriebs nützliche Forschungsinformationen gewonnen worden sein.


Bereits 1986 geht auf South Kohala die 1,6 MW Lalamilo Windfarm in Betrieb, die mit 26 Stück 17,5 kW, und 55 Stück 20 kW Windkraftanlagen der Firma Jacobs ausgestattet ist. 1987 wird die Farm von der Hawaiian Electric Industries erworben, und 1996 geht die Eigentümerschaft auf die Hawaii Electric Light Co. über. Die Farm wird im Jahr 2010 geschlossen, was weit über die erwartete Lebensdauer hinaus ist, und Hawaii erwägt nun das Repowering des Windparks mit neuen Geräten.

Pakini Nui Windpark

Pakini Nui Windpark


1987 nimmt auf der Insel Oahu die 9,25 MW Kamaoa Windfarm ihren Betrieb auf, bei der 37 Windkraftanlagen von Mitsubishi installiert sind. Als die Turbinen langsam ihren Geist aufgeben, wird die Farm im August 2006 geschlossen und die Rotoren werden demontiert.

Die Firma Apollo Energy Corp. erwirbt daraufhin die Farm von dem ehemaligen Betreiber Kama’oa Wind Energy Partners, und führt ein Repowering durch, bei dem bis April 2007 (ca. 2,4 km vom Standort des alten Windparks entfernt) 14 Windkraftanlagen von General Electric vom Typ 1.5se  errichtet werden, die zusammen 21 MW erzeugen. Der nun in Pakini Nui umbenannte Windpark wird von der Tawhiri Power LLC betrieben.


Einen Betrag von 7 Mio. $ investiert die HEI in eine von der Firma Boeing und der NASA entwickelte 3,2 MW 2-Blatt-Anlage namens MOD-5B, die in Zusammenarbeit mit dem US-Energieministerium (DOE) 1987 an der Nordspitze der Insel Oahu installiert wird.

Mit ihrem 60 m hohen Stahlturm und den zwei jeweils 97,5 m langen Rotorblättern ist es zum damaligen Zeitpunkt die größte Anlage der Welt, ihre Entwicklung hatte 15 Jahre betragen.

Anfang 1988 wird der Betrieb der Turbine an die HEI übertragen, und später an die Makani Uwila Power Corporations (MUPC), die den Betrieb bis Ende 1996 diskontinuierlich aufrecht erhält. Dann wird die Anlage wegen finanzieller Schwierigkeiten abgeschaltet und geht an den Standortinhaber Campbell Estates über, die sie zerlegen und als Schrott verkaufen läßt. Dem DOE, als ursprünglichger Finanzier der Entwicklung, gelingt es im Juli 1998 immerhin, das Getriebe des Antriebsstrangs und den Generator zu bergen.


Der 10,56 MW Hawi Windpark am Upolu Point auf Hawaii, der aus 16 Vestas V47 Windkraftanlagen besteht, nimmt im Mai 2006 seinen Betrieb auf, während nur einen Monat später auf den Kaheawa Weiden, einem Bergrücken oberhalb von Ma’alaea im Südwesten von Maui, auch die 30 MW Kaheawa Windfarm (o. Kaheawa Pastures I) des Entwicklers First Wind Co. startet, die mit 20 Anlagen von General Electric bestückt ist. Nach dieser ersten Phase wird im Juli 2012 die zweite Phase (KWP II) mit 21 MW und 14 Windturbinen der Firma Clipper Liberty ans Netz geschaltet – mit denen es allerdings große Probleme gibt, sodaß sie später durch weitere GE-Anlagen ersetzt werden. Mehr darüber unter USA.


Im Rahmen der Hawaii Clean Energy Initiative unterzeichnen die hawaiianischen Stromunternehmen und die Gouverneurin von Hawaii Linda Lingle im Jahr 2008 ein umfassendes Abkommen, dessen Ziel es ist, bis 2030 durch erneuerbare Energien 70 % des Stroms sowie des Bedarfs für den Bodentransport zu decken (wobei letzteres durch Biotreibstoffe erfolgen soll). Wieviel davon aus der Windenergie stammen soll, wird noch nicht beziffert.

Eine Studie des National Renewable Energy Laboratory (NREL) von 2010 zeigt, daß Hawaii das Potential besitzt, 3.000 MW Windkraft zu installieren. Darüber hinaus könnten Offshore-Windenergie bis zu 2.800.000 Mio. kWh pro Jahr zu erzeugen.


Da es 2010 Pläne gibt, Windparks im Umfang von jeweils 200 MW auf den dünn besiedelten Inseln Lanai und Molokai zu entwickeln, wird ein Seekabel vorgeschlagen, das den Strom zur Insel Oahu überträgt, wo die Mehrheit der Bevölkerung wohnt. Das Kabel würde allerdings mindestens 1 Mrd. $ kosten.

In Bezug auf den Lanai Windpark schließt die Firma Castle & Cooke, der einen Großteil der Insel gehört, eine vorläufige Vereinbarung mit der Hawaiian Electric Co. zur Errichtung des Parks im nordwestlichen Teil der Insel. Außerdem werden Forschungen zu den Windressourcen und zum Schutz bedrohter Vogelarten durchgeführt. First Wind wiederum arbeitet an dem Molokai Windpark, ebenfalls in Kooperation mit Castle & Cooke und der Hawaiian Electric Company, zieht sich im Jahr 2011 aber komplett aus den beiden Projekten zurück, die sich bislang noch immer im Planungsstadium befinden.


Im März 2011 geht der (neue) Kahuku Windpark auf Oahu mit 30 MW in Betrieb. Auch in diesem Park des Betreibers First Wind stehen 12 Turbinen von Clipper Liberty. Das Projekt umfaßt ein 15 MW Batterie-System der Firma Xtreme Power Inc., das zur Glättung der Schwankungen der Windenergieleistung beitragen soll. Im August 2012 bricht in dem Gebäude mit dem Speichersystem ein Feuer aus, das drei Tage lang brennt und zur Abschaltung der Energieproduktion durch das Projekt führt. Mehr darüber findet sich im Kapitel zu den Batterien (s.d.).


Ende 2012 gehen zwei neue Standorte ans Netz. Zum einen ist dies die 21 MW Auwahi Windfarm der Maui Electric Co. auf Maui, wo 8 Siemens SWT-3.0-101 Turbinen installiert sind, und die sich im gemeinsamen Besitz der Sempra US Gas & Power und der BP Wind Energy befindet. Hier gibt es auch ein 11 MW Batteriesystem, das 4,4 MWh speichern kann (andere Quellen: 12 MWh), um die Leistung zu regulieren und aufrechtzuerhalten.

Der andere Standort ist die 69 MW Kawailoa Windfarm von First Wind an der Nordküste von Oahu mit 30 Siemens SWT-2.3-101 Turbinen. Es ist die bislang größte Farm auf Hawaii.


Im Januar 2015 wird bekannt, daß der Staat grünes Licht für einen zweiten Windpark in Kahuku. Der 24 MW Na Pua Makani Windpark des Entwickler Champlin/GEI Wind Holdings LLC soll bis Ende des Jahres mit 8 Turbinen errichtet werden – wobei bereits eine Erweiterung um zusätzliche 21 MW bis Ende 2016 geplant ist, die allerdings eine Erweiterung der Kapazität des Stromnetzes der Hawaiian Electric Company erforderlich machen würde.


Holland


Über die Geschichte der Windenergie in Holland, mit über 1.000 historischen Windmühlen, die es heute noch gibt, habe ich bereits einiges im allgemeinen Überblick berichtet. Es verwundert daher nicht, daß hier schon 1974 ein Programm zur Entwicklung der Windenergie aufgelegt wird.

Das Niederländische Wissenschaftsministerium erarbeitet in einer Studie, daß zwischen 5.000 und 6.000 große Windenergieanlagen etwa 20 % des lokalen Strombedarfs decken würden, wobei die Anlagen zum Teil auf künstlichen Inseln im Meer stehen könnten. Es liegen Vorschläge vor, nach denen je 150 Windturbinen als 450 MW Kraftwerk zusammengeschaltet werden sollen. Entsprechende Planungen werden daraufhin mit umgerechnet rund 7 Mio. $ gefördert.


Die Firma Polenko (mit der Bedeutung ,Pol en co’) wird 1975 in Rhenen von Chris van de Pol gegründet, einem der Paten der Windenergie in den Niederlanden (der sich später mit seiner Firma Tocardo B.V. übrigens auch mit Turbinen für Gezeiten- und Strömungskraftwerken beschäftigt).

Anfänglich werden kleinere Turbinen von 0,5 kW bis 3,5 kW produziert, später kommen die Modelle WPS 8 mit 15 kW, WPS 11 mit 40 kW, sowie WPS 16 mit 60 kW auf den Markt. Die Rotor sind aus Stahlblech hergestellt.

Das Unternehmen partizipiert an dem ,Wind Rush’ im Kalifornien der frühen 1980er Jahre, wo u.a. der lokale Windprojektentwickler Zond Systems Inc. 1982 zehn Polenko-Turbinen ans Netz nimmt. Der Vertrieb wird von der niederländischen Holec Group durchgeführt, die in Livermore dafür die Holec Power Systems Inc. gründet - und außerdem eine größere Windkraftanlagen von 285 kW plant.

Im Jahr 1982 veröffentlicht die Regierung einen Bericht namens ,Die Windenergie und ihre Speicherung’, in welchem dem Bau einer ersten Pilot-Windfarm aus 15 Windkraftanlagen von 300 kW zugestimmt wird. Die geschätzten Kosten hierfür werden mit 70 Mio. Gulden angegeben, und eine erweiterte Standortsuche führt zur Auswahl von Sexbierum in der Provinz Friesland an der Nordseeküste.

-Windpark Sexbierum Briefmarke

Windpark Sexbierum

Im Dezember 1983 startet Polenko daher die Massenproduktion einer 300 kW Turbine, und 1985 beginnt die Installation von mehr als 20 Turbinen mit einer Gesamtkapazität von 10 MW auf dem Experimental-Windpark, der in einigen Quellen auch den Namen Ottemalaan 1 trägt. Polenko liefert 18 Prototypen vom Typ WPS-30-3 mit einer Nennleistung von 310 kW und einem Rotordurchmesser von 30 m, die auch als Holec Maschinen bezeichnet werden, hat aber Schwierigkeiten, den Anforderungen der Prüfstelle KEMA gerecht zu werden.

Im Jahr 1986 schafft es der Park auf eine Briefmarke, und 1987 wird auch ein Besucherzentrum namens Aeolus gebaut, doch schon 1989 ist der Windpark nur teilweise in Betrieb, da eine Erneuerung der Getriebe und Generator erforderlich geworden ist. Als Hauptgründe für das Versagen des Testparks werden die Verwendung einer noch nicht ausgereiften Technologie sowie die Zuschüsse auf der Grundlage der installierten Kilowatt genannt. Als Ersatz wird 1996 eine Vestas Windkraftanlage mit 600 kW errichtet.

Weitere Spuren installierter Polenko-Anlagen lassen sich am Centre for Alternative Technology im britischen Powys finden, wo eine 15 kW Turbine steht, sowie in Indien, wo das damals neu gebildete Departnemt of Non-convetional Energy Sources (DNES) im August 1985 in Veraval, Gujarat, eine 40 kW Anlage installieren läßt, die erste des Bundesstaates überhaupt.

Die Polenko wird 1986 von der Firma Newinco übernommen, wobei andere Quellen die Jahre 1984 bzw. 1991) nennen. Nähere Details ließen sich bislang nicht herausfinden; mehr zur Newinco findet sich weiter unten.

Rotor der Firma H-Energiesystemen B.V.

Rotor der Firma
H-Energiesystemen


Im Jahr 1977 werden in Holland gleich zwei neue Windenergie-Firmen gegründet. Die H-Energiesystemen B.V. aus Swifterbant kommt 1981 mit drei Modellen auf den Markt, nachdem deren Prototypen an den Universitäten von Twente und Delft sowie an dem Energy Center Nederlands getestet worden sind.

Dabei handelt es sich um die Typen HE 1000 (22 kW) sowie HE 1500 und HE 2000, deren Grundlagen von Frans van ’t Hul aus Enschede schon während seines Studiums an der Universität Twente gelegt worden sind. Ab 1997 wird zudem eine neue Art von Windturbine mit Direktantrieb entwickelt, deren erste Version eine Leistung von 600 kW aufweist.

Dem Stand von 2014 zufolge bietet das Unternehmen noch immer eine Reihe von Windkraftanlagen mit Leistungen zwischen 1 kW und 900 kW an, daneben werden solarthermische Anlagen, Wasserturbinen und Holzhäuser vertrieben.

Die andere Firma ist die De Vries Windvang B.V. in Dedemsvaart, die eine ganze Reihe verschiedenen Turbinen anbietet, die zwischen 4 kW (Typ 50.4) und 150 kW (Typ 200.150) angesiedelt sind. Einige der Modelle wie die 80 kW und 150 kW Anlagen besitzen 2-Blatt-Rotoren, andere Typen sind mit 3 Blättern ausgestattet.

Zwischen 1987 und 1990 fördert die Europäische Kommission mit fast 57.000 € das Demonstrationsvorhaben einer fortschrittlichen und kostengünstigen 60 kW Anlage, wobei hierfür eine 2-flügelige Windvang-Anlage vom Typ 160.60 RWT zum Einsatz kommt, deren Preis zu diesem Zeitpunkt mit über 215.000 holländische Florin angegeben wird. Ansonsten ist über dieses Unternehmen nichts mehr zu erfahren.

Erster Lagerwey-Rotor

Erster Lagerwey-Rotor


Im Jahre 1979 gründet Henk Lagerweij, der schon während der Ölkrise von 1973 mit kleinen selbstgebauten Windturbinen mit einer Leistung von 2,2 kW experimentiert hat, zusammen mit seinem Schwager Gijs van de Loenhorst in Barneveld die Firma Lagerwey van der Loenhorst B.V., die umgehend mit einer 10 kW Anlage auf den Markt kommt, der bald darauf eine 20 kW Turbine folgt.

Damit gehört das Unternehmen, das später unter dem Namen Lagerwey Windturbine B.V. bekannt wird, zu den weltweit ältesten Herstellern von Windenergieanlagen moderner Bauart.

Die erste 80 kW Anlage mit einem Rotordurchmesser von 18 m, die daher auch LW18/80 heißt, wird 1983 (o. 1985) auf der Insel Texel errichtet. Sie besitzt noch Metallflügel, welche Interferenzen mit den Frequenzen der Fernsehsender verursachen, und dadurch Schattenbilder auf den Empfangsgeräten. Die Anlage wird daraufhin nur tagsüber betrieben. Von diesem Modell werden im Laufe der Zeit mehr als 600 Stück hergestellt.

Als der Ölpreis wieder sinkt, geht das Unternehmen im Jahr 1985 zum ersten Mal in Konkurs.  Lagerweij gelingt im Jahr 1986 ein neuer Start (diesmal ohne Loenhorst), in dessen Zuge er neben dem Modell LW10/35 insbesondere das zweiflügelige Modell LW15/75, ein leichtes 75 kW Zweiblatt-System, auf den Markt bringt. Als die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl die Aufmerksamkeit erneut auf die alternativen Energien richtet, werden diese Turbine und ihre Nachfolger ab 1990 zu einem Verkaufserfolg, sie sind auch heute noch überall in den Niederlanden zu sehen.

Lagerwey 2-Blatt-Rotor

Lagerwey
2-Blatt-Rotor

1992 folgt auf Grundlage der gleichen Konzept- und Design-Prinzipien eine 250 kW Anlage LW30/250, von der insgesamt über 300 Exemplare verkauft werden, und 1994 ein 3-Blatt-Rotor mit Direktantrieb, Synchrongenerator und einer Leistung von 750 kW, der aufgrund seiner Größe nun auch für Energieunternehmen von Interesse ist. Von diesem Modell LW50/750 werden ab 1996 mehr als 250 Exemplare hergestellt und vertrieben, unter anderem nach Deutschland und Indien.

Im Jahr 1998 übernimmt Lagerwey das bankrotte Unternehmen Windmaster und nennt sich zeitweilig in Lagerwey the Windmaster um. Aus späterer Sicht interessant: 1999 werden vier 750 kW Anlagen auf den japanischen Windpark Tenei-Fukushima installiert. Im gleichen Jahr werden auch drei Turbinen auf die Insel St. Helena geliefert und in Betrieb genommen.

Einen besonderen, wenn auch nur zeitweiligen Erfolg bildet die Installation von sechs 2,5 kW WKA vom Modell Tulipo (LW5/2.5) auf dem Dach des niederländischen Pavillons der Expo 2000, dem mit 40 m höchsten Gebäude der Ausstellung.

Gemeinsam mit ABB, der Triodos Bank und einem privaten Investor initiiert Lagerwey das Zephyros-Projekt, in dessen Rahmen eine Großwindanlage mit Direktantrieb, Permanentmagnet-Generator (PMG) und einer Leistung von 1,5 -  2 MW entwickelt wird. Als Spin-off erfolgt im Jahr 2000 die Gründung der Firma Zephyros B.V., die mit Unterstützung der niederländischen Regierung und der wichtigsten Lieferanten einen Prototyp herstellen soll.

Dieser weist einige interessante Innovationen auf. So werden beispielsweise der Generator und der komplette Rotor erstmals schon am Boden zusamengebaut, und erst dann mit Hilfe eines gemeinsam mit der Firma Mammoet neu entwickelten und patentiereten Schwenkkrans, der vorübergehend auf das Maschinenhaus aufgesetzt wird, emporgehoben und montiert. Vom Partner ABB wird ein spezieller 4.000 V Permanentmagnetgenerator entwickelt, der sich aufgrund seiner geschlossenen Bausweise optimal für Offshore-Standorte eignet.

Mammoet-Zephyros-Kran

Mammoet/Zephyros-Kran

Tatsächlich werden verschiedene Exemplare dieses Typs LW72/2000 gebaut, von denen eines auf der Maasvlakte errichtet worden sein (nicht verifiziert). Eine weitere Anlage, auch unter der Bezeichnung Zephyros Z72 bekannt, wird 2002 auf dem Gütsch nahe Andermatt in der Schweiz in Betrieb genommen, die zu diesem Zeitpunkt mit 2.300 m über dem Meeresspiegel als die weltweit höchstgelegene Windenergieanlage gilt. Diese Anlage muß im Oktober 2004 aus nicht genannten Gründen wieder demontiert werden, worauf an gleicher Stelle eine Enercon E-40 errichtet wird.

Da nicht ausreichend Kapital für die endgültige Entwicklung der LW72/2000 zur Verfügung steht, wird das Zephyros-Projekt 2003 wieder eingestellt.

Technische Probleme verzögerten auch die Markteinführung der 750 kW Anlage. Damit und in Verbindung mit dem sich verändernden Markt, der höhere Investitionen erfordert, gerät Lagerwey in Schwierigkeiten und muß im August 2003 erneut Insolvenz anmelden – nur wenige Monate, nachdem die meisten Probleme als gelöst gelten. Als weiteren Grund für den Konkurs werden Änderungen in den Vorschriften über Zuschüsse bei der Errichtung von WKA genannt.

Nach den Insolvenzen wird das geistiges Eigentum der Lagerwey und Zephyros von den Treuhändern an verschiedene Unternehmen verkauft. Die Rechte, um die kleineren Lagerwey-Modelle zu produzieren, gehen an die Firma Wind Energy Solutions, während die Rechte an dem 750 kW Modell von der Firma Emergya Wind Technologies (EWT) gekauft werden. Das geistiges Eigentum an dem von Zephyros entwickelten 2 MW Modell landet wiederum bei der niederländischen Firma Darwind und der japanischen Firma Harakosan (s.u.).


Nach dem Bankrott von 2003 gründet Lagerweij im November 2006 zusammen mit drei ehemaligen Mitarbeitern die neue Firma Lagerwey Wind B.V. als ein Technologieentwickler für dritte Seiten. Um seinen eigenen Namen nutzen zu dürfen, muß er zuerst die Erlaubnis der Käufer einholen.

Das erste Produkt der neuen Firma ist eine 2 MW Turbine mit 82 m Rotordurchmesser, Direktantrieb und einem selbst entwickelten passiven luftgekühlten PMG-Generator, die an die indische Firma Global Wind Power lizenziert wird. Der erste Prototyp dieser L82-2.0MW Anlage wird 2009 in Deutschland auf dem Windkraftanlagen-Testgelände in Grevenbroich in Betrieb genommen, gefolgt von einem zweiten Prototyp, der ab 2010 an einem Standort in Tamil Nadu, Südindien, Strom produziert.

Montage in Lelystad

Montage in Lelystad

Im Lauf der Jahre werden die Modelle L82-2.0MW, L93-1.5MW, L93-2.6MW, L100-1.5MW, L100-2.5MW, L100-NL und L132-3.8MW entwickelt und produziert. Von der erstmals 2010 vorgestellten L93-2.6MW Turbine mit 2,6 MW werden 2013 im holländischen Lelystad zwei Einheiten installiert.

Bereits 2012 startet Lagerwey die Produktion des Typs L100-2.5MW, und 2013 wird mit der Entwicklung einer neuen 4 MW Anlage begonnen.

Im Januar 2013 geht Lagerwey eine Partnerschaft mit der finnischen Firma Kaskisten Tuulivoima Oy ein, um gemeinsam Windenergieprojekte zu entwickeln und den Vertrieb auszuweiten. Das neue Gemeinschaftsunternehmen Lagerwey Finland Oy plant, in der Region Suupohja im Westen Finnlands eine neuen Windturbinenfabrik zu bauen, die bereits Anfang 2014 mit der Produktion beginnen soll (noch nicht verifiziert).

Zwei L100-2.5MW Turbinen gehen im November 2013 in die Türkei, und eine Anlage in Finnland in der Nähe von Teuva in Betrieb. Im Dezember gewinnt das Unternehmen den Dutch Innovation Award. Drei Turbinen vom Typ L100-2.5/3.0MW werden im Juni 2014 für den Windpark Breda-Hazeldonk B.V. bestellt, gefolgt im November von einer Bestellung über 12 Windenergieanlagen aus Finnland, wo in diesem Monat bereits zwei L100-2.5MW Turbinen mit 99 m und 135 m Nabenhöhe in Betrieb genommen werden.


Die oben erwähnte und 2003 gegründete Firma Wind Energy Solution B.V. (WES) aus dem westfriesischen Opmeer kauft 2004 Lagerweys Exklusivrechte, Zeichnungen und Engineering-Dateien, um insbesondere der ursprünglichen und sehr erfolgreichen 80 kW Anlage, die nach ihrer vollständigen Überarbeitung im Jahr 2005 die Bezeichnung WES80 bekommt, zu einer Renaissance in bestimmten Nischenmärkten zu verhelfen.

Daneben wird auch das 250 kW Modell WES250 in zunehmenden, aber immer noch bescheidenen Zahlen produziert. Die anderen Ausführungen tragen die Bezeichnungen WES50, WES100 und WES200, und die 30 m bzw. 24 m hohen Türme der Anlagen können mit einem Hurrikan-tauglichen Kippsystem ausgestattet werden.

2005 werden fünf WES80 Windkraftanlagen auf der kleinen Insel Nusa Penida in Indonesien installiert, und im Jahr 2009 erhält die WES den Auftrag über drei WES80 Windkraftanlagen für die Insel St. Helena, wo Lagerwey schon zehn Jahre zuvor drei Turbinen in Betrieb genommen hatte. Gleichzeitig werden diese frühen Anlagen komplett überholt, was wesentliche Auswirkungen auf ihre Leistung und Zuverlässigkeit hat. Zusammen können die sechs Tubinen schon über 10 % des Strombedarfs der rund 4.000 Inselbewohner decken. Aufgrund des erfolgreichen Betriebs kommen hier 2014 nochmals sechs WES80 Turbinen hinzu.

Natürlich werden in diesen Jahren auch noch diverse Einzelanlagen in verschiedenen Ländern errichtet.

WES50

WES50

Das Modell WES50 mit 50 kW (Nennleistung 72 kW) und einem Rotordurchmesser von 20 m wird ab dem September 2012 in einem vollständig neuen Design angeboten und im November 2013 erstmals installiert, und zwar in Harrogate, ein Kurort in North Yorkshire, Großbritannien.

In diesem Jahr ist die WES Gewinner desr Westfriesischen Runner-Up-Preises, der dem Unternehmer für die enge Zusammenarbeit mit Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien verliehen wird.

Im Mai 2014 erfolgt die Installation der ersten WES80 in Frankreich in Sept-Forges, einer kleinen Gemeinde im Département Orne. Einen klugen Schachzug macht die Firma im Oktober, als sie zwei Umbau-Pakete für die ehemaligen Lagerwey-Windkraftanlagen auf den Markt bringt, mit denen sich die LW18/80 zu einer WES80, und die LW30/250 zu einer WES250 ,upgraden’ läßt, was u.a. die Austausch des Blattsatzes beinhaltet. Später folgen entsprechende Pakete auf für die anderen Modelle. Bis Ende des Jahres zählt WES bereits 141  Installationen weltweit.


Über die im Februar 2004 gegründete Firma Emergya Wind Technologies B.V. (EWT) aus Amersfoort, welche die Rechte an dem 750 kW Modell von Lagerwey kauft, ist nicht allzu viel herauszufinden. Die frühere Finanzierung erfolgt durch Emerald Technology Ventures, Atlas und Impax.

Das unter dem Namen EWT Holdings N.V. / EWT B.V. eingetragene Unternehmen entwickelt das Turbinenkonzept jedenfalls weiter, und vermarktet seine Produkte unter dem Handelsnamen Directwind.

Die später produzierten Varianten tragen die Bezeichnungen DW52/54 (250 kW), DW52/54 (500 kW) und DW52/54 (900 kW), wobei letztere eine Hochskalierung der LW 52 von Lagerwey ist. Außerdem entwickelt die EWT in Zusammenarbeit mit einer chinesischen Firma auch 2 MW und 3 MW Direktantrieb-PMG-Modelle zur Fremdfertigung. In Großbritannien gilt die EWT mit mehr als siebzig installierten DW52/54 Anlagen schon bald als Marktführer im mittleren Windsegment.

Nach einer schwierigen Geschäftsphase bringt eine Finanzierungsrunde im Dezember 2007 mit einer Investorengruppe um die belgische Beteiligungsgesellschaft Atlas BVBA, an welcher auch der in Großbritannien notierte Cleantech-Fonds Ludgate Environmental Fund Ltd. und die in der Schweiz ansässige Rompetrol Holding SA teilnehmen, der EWT 20 Mio. € zuzüglich einer Option für weitere 10 Mio. €. Damit sollen Aufträge abgewickelt und die Entwicklung von größeren Windkraftanlagen finanziert werden. Der Umsatz dieses Jahres beträgt 16,5 Mio. €.

Für das Jahr 2008 wird ein Börsengang geplant, der an der Londoner Börse erfolgen soll. Die Firma, die zu diesem Zeitpunkt mit 400 - 600 Mio. € bewertet wird, erhofft sich daraus 150 - 250 Mio. € zu verschaffen. Ein neuer Investor ist die Firma Rabo Ventures. Zu den weiteren Zukunftsplänen gehört die Entwicklung einer 10 MW Offshore-Windenergieanlage mit einem 170 m durchmessenden 2-Blatt-Rotor.

Im Mai 2008 unterzeichnet die EWT eine Absichtserklärung zur Übernahme der in den USA und in Kanada aktiven Americas Wind Energy Corp. (AWEC), welche seit 2004 eine Lizenz für die Directwind Turbinenproduktlinie in Nordamerika besitzt, in diesem Zeitraum allerdings nur sechs Maschinen installiert hat.

Dem Stand von 2014 zufolge hat die EWT in Europa, Nordamerika und Asien bislang über 500 Stück ihrer Windturbinen errichtet.


Die Rechte an der von Zephyros entwickelten 2 MW WKA erwirbt die im Jahr 2005 von der gemeinnützigen Innovationsagentur ATO-NH (Provinz Nord-Holland) in Den Helder gegründete Firma Darwind. Das Unternehmen in Hilversum konzentriert sich ausschließlich auf Offshore-Windenergieanlagen, insbesondere für die Nordsee.

Größter Aktionär wird 2006 die in Utrecht beheimatete und weltweit tätige Unternehmensgruppe Econcern N.V., die sich aus dem 1984 in Utrecht gegründeten Beratungsunternehmen Ecofys entwickelt hatte (s.u.). Weiteres Geld investieren die Familien Brenninkmeijer und Fentener van Vlissingen. Damit werden insbesondere der Entwurf und die Entwicklung von zwei 5 MW Prototypen finanziert.

Im Juli 2007 unterzeichnet Darwind eine Forschungs- und Entwicklungskooperationsvereinbarung mit der britischen Firma Converteam, um bei der Entwicklung und Produktion von Direktantrieb-Permanentmagnet-Generatoren für eine 4,5 MW Offshore-Windkraftanlage mit einem Rotordurchmesser von 115 m zusammenarbeiten, von der bereits 2008 ein Prototyp errichtet werden soll (andere Quellen sprechen von einer 4,7 MW Anlage).

Nachdem die Econcern im Mai 2009 Insolvenz anmeldet, wird die Darwind im August von der chinesischen Xiangtan Electric Manufacturing Co. Ltd. (XEMC) übernommen und in das chinesisch-holländische Gemeinschaftsunternehmen XEMC Darwind B.V. umgewandelt, das nun eine 5 MW Offshore-Direktantriebsturbine entwickeln will. Bis 2010 will man zwei Prototypen dieser Anlage errichten.

Tatsächlich wird das neue Modell XD115 (o. DD115) mit einer Nennleistung von 4,6 MW allerdings erst im September 2011 auf dem WKA-Teststandort des Energy research Centre of the Netherlands (ECN) in Wieringerwerf eingeweiht, um das Meßprogramm zur Musterzulassung zu absolvieren. Eine ähnliche 5 MW Windkraftanlage installiert die XEMC Darwind im April 2012 in der Nähe der Küste in der Provinz Fujian, China.

Im Juni 2013 erhält die XD115 das A-Zertifikat der Klassifizierungsgesellschaft DNV, worauf die erste kommerzielle Serie für das Jahr 2015 geplant wird.

Als im August 2014 die Presse darüber berichtet, daß die US-Regierung Millionen Dollar in die Entwicklung von Offshore-Windkraftanlagen pumpt, gehört zu den Profiteuren auch die Firma Fishermen’s Energy, die zusammen mit der XEMC Darwind eine 5 MW Anlage drei Meilen vor der Küste von Atlantic City, New Jersey, errichten will. Fishermen’s will sich als Forschungslabor u.a. mit Fragen der gegenseitigen Abschattung von Offshore-Turbinen beschäftigen.

Im Oktober berichtet die Firma, daß sie zusammen mit dem ECN, der TU Delft und dem französischen Unternehmen Avent Lidar Technology die Anwendung der LIDAR-Technologie für Windenergieanlagen untersucht, mit der es möglich ist, die Geschwindigkeit und Richtung des Windes genau zu bestimmen, bevor dieser den Rotor einer Windenergieanlage erreicht. Und im November wird mit dem niederländischen Windprojektentwickler Growind eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, in deren Zuge im Windpark von Growind zwei XD137-4MW Turbinen installiert werden sollen.

Dem Stand von Ende 2014 zufolge bietet die XEMC Darwind, die sich zumeist einfach als Darwind präsentiert, drei Onshore-Anlagen auf Grundlage der PMG-Direktantriebstechnik an:   Eine 2 MW XV90, sowie eine 4 MW XD137 und eine 4,5 MW XD115, die beide von der für den Offshore-Markt entwickelten 5 MW XD115 abgeleitet sind.


Mitbeteiligt an dem Zephyros-Nachlaß ist auch die japanische Firma Harakosan, die ebenfalls Direktantriebsturbinen auf Grundlage der Zephyros-Technologie entwickeln, produzieren und vermarkten will. Einigen Quellen zufolge gründen die XEMC und Harakosan gemeinsam die Firma XEMC Windpower Co. Ltd.

In jedem Fall tritt die XEMC als Mutterfirma auf, und die Windkraftanlagen sowohl der XEMC Darwind als auch der XEMC Windpower basieren auf den Erfahrungen mit den Lagerwey-Modellen LW50, LW52 und LW72 (o. Zephyros Z72), wobei letztere von der XEMC Windpower Co. verbessert, und zwischen 2006 und Ende 2014 als Onshore-XE-Serie Direktantrieb-Windkraftanlage in mehr als 1.500 Exemplaren ausgeliefert wird.

Bereits 2012 gilt die XEMC Windpower als fünftgrößter Windenergieanlagenhersteller in China. Basierend auf der 2 MW Technologie gehört inzwischen auch getriebelose 2,5 MW Anlage zum Produktportfolio der XEMC.


Nun aber weiter mit der allgemeinen Chronologie:


Die Stiftung Energie Anders wird im Jahr 1980 in Hoek van Holland gegründet, heute ein Stadtteil von Rotterdam, um im alten Rijkswaterstaat Gebäude eine ständige Ausstellung über erneuerbare Energien einzurichten.

Die treibende Kraft dahinter ist Jip Lenstra, der in der Kommune Kleine Aarde in Boxtel arbeitete und einen Lastkahn in ein mobiles Panoptikum mit Windmühlen, Solarkollektoren und anderen Dingen umwandelt, um das Bewußtsein für Energieeinsparungen und alternative Energien zu wecken.

Energie Anders Stiftung

Energie Anders Stiftung

Die ,Wanderausstellung’, die schon von 1976 bis 1979 durch die Niederlanden und Belgien zog, war ein großer Erfolg, und die neue Stiftung ist nun ein fruchtbarer Nährboden für die Pioniere.Sowohl die erste Lagerwey-Windkraftanlage, als auch eine experimentelle Windkraftanlage der TU Delft werden auf ihrem Gelände aufgestellt.

1986 wird die Stiftung in die CEA Kommunikationsberatung umbenannt und in Rotterdam angesiedelt, um später von BuildDesk absorbiert zu werden.


Die oben bereits erwähnte Firma Newinco B.V., welche als Nachfolger der Polenko gilt und augenscheinlich ebenfalls von Chris van der Pol geleitet wird, stellt eine Reihe von Windkraftanlagen zwischen 50 kW und 500 kW her, die auf Designs der übernommenen Vorgänger Polenko und Holec basieren.

Nähere Details über die Newinco sind nicht zu finden, ein langes selbständiges Leben scheint dem Unternehmen jedoch nicht beschieden gewesen zu sein, denn es wird bereits 1980 (?) von der Firma NedWind übernommen.

Im April 1989 scheitert jedenfalls eine in Maasvlakte, westlich von Rotterdam, installierte 500 kW WKA von Newinco an zu hohen Windgeschwindigkeiten.


Auch über die Anfänge dieser im Jahr 1976 in Rhenen gegründeten NedWind Rhenen B.V., die später vereinfacht als NedWind B.V. agiert, und die in ihren besten Zeiten als drittgrößter WKA-Hersteller Hollands gilt, ist kaum mehr etwas zu finden. Einigen Quellen zufolge bündelt das Unternehmen im Jahr 1990 wesentliche Komponenten des niederländischen Windkraftindustrie durch den Erwerb der Firmen Polenko (bzw. deren Nachfolger Newinco) und Bouma, über die weiter unten noch berichtet wird.

NedWind stellt Anlagen mit 250 kW (NW 25) und 500 kW (NW 40) her, wobei die kleinere Anlage ein 3-Blatt-Design besitzt, während das größere Modell eine 2-Blatt Anlage ist, die zwei 250 kW Generatoren verwendet. In den 1980er Jahren werden mindestens 20 Turbinen des letzteren Modells in San Gorgonio, Kalifornien, installiert, und weitere in Palm Springs.

1992 beginnt NedWind mit finanzieller Unterstützung der EU die Entwicklung einer 1 MW Windkraftanlage, indem die 500 kW Turbine hochskaliert wird. Hierbei kooperiert NedWind mit der Firma Stork (s.u.). Es werden zwei Prototypen errichtet: einer in Nord-Holland, und einer in Groningen, die für ein Jahr von den dortigen Versorgungsunternehmen betrieben werden.

NedWind skaliert auch die 250 kW Turbine auf 300 kW hoch und setzt große Hoffnungen auf diese Turbine, kann aber nur wenige davon verkaufen.

Auch auf der Holland zugehörigen Karibikinsel Curaçao wird im Juli 1993 mit zwölf NW25 die 3 MW Tera Kòrá Windfarm auf der San Pedro Ebene an der nordöstlichen Seite der Insel ans Netz geschaltet. 2001 kommen 18 Anlagen vom NW 40 hinzu, welche die benachbarte 9 MW Playa Kanoa Windfarm bilden. Ein Augenzeuge berichtet Anfang 2010 jedoch, daß der kilometerlange Windpark seit langem ohne Wartung vor sich hin rostet und längst keine Energie mehr einspeist. Statt sich darum zu kümmern, wird 2011 der Bau von zwei 15 MW Erweiterungen mit Vestas-Anlagen geplant. Andre Quellen sprechen von einem Ausbau der beiden Farmen auf 15 MW bzw. 21 MW.

Andere Ausführungen der NedWind sind die Modelle NW 35/500 (500 kW, 35 m Rotordurchmesser), NW 40/500 (500 kW), von dem es auch eine Offshore-Version gibt, die beispielsweise in der Windfarm Medemblik installiert wird, NW 44/500 (500 kW) sowie NW 53/1000 (1 MW).

1993 beginnt die Serienproduktion von 25-Meter-Rotorblättern, und 1994 wird der Rotor der 1 MW Anlage auf 55 m vergrößert und die Turbine zertifiziert.

Ende 1995 gilt NedWind mit einem Anteil von 80 MW an der landesweiten Gesamtkapazität von 255 MW als Marktführer in den Niederlanden. Auf der Windfarm Kreekraksluis stehen 1996 beispielsweise 26 NedWind-Anlagen (die übrigens im März 2012 demontiert und im Folgejahr durch 31 Nordex-Windenergieanlagen ersetzt werden, wobei eine der alten Mühlen im Industriemuseum der Provinz Zeeland ausgestellt wird).

Erfolge hat das Unternehmen aber auch im Ausland. So ist z.B. der Ende 1996 in Betrieb genommene 2,5 MW Windpark Kerpen in Deutschland mit fünf WKAs vom Typ NW 44 ausgerüstet. Und zwischen August 1998 und Mai 1999 werden zwei Exemplare der 12 m langen Blätter der  NedWind 25 Anlage am NREL in den USA umfassenden Prüfungen unterzogen, die ebenfalls mit guten Ergebnissen aufwarten.

Der kleine niederländische Markt und der enorme Wettbewerb auf den ausländischen Märkten veranlassen NedWind zu der Entscheidung, keine neue Windkraftanlagen mehr zu entwickeln, lediglich die 500 kW und die 1 MW Anlage werden neu gestaltet. Als sich die finanzielle Lage des Unternehmens verschlechtert, wird wird NedWind im Juli 1998 von der dänischen Firma NEG Micon A/S übernommen, soll aber in den Benelux-Staaten, in der Karibik und auf ein paar anderen Märkten weiter als eigenständiges Unternehmen agieren.

Auch die Entwicklung der neuesten Megawatt-Anlage von NedWind wird fortgesetzt, wobei geplant ist, den Prototyp NW 62/3 in naher Zukunft auf den Maasvlakte Flußauen im Westen der Niederlande zu installieren. Außerdem wird die  Forschungs- und Entwicklungsabteilung dazu angehalten, für die NEG Micon Gruppe eine 1,5 MW Anlage zu entwickeln.


Ein Teil der NedWind wird ausgegliedert und führt unter dem Namen MainWind B.V. in Zevenbergen die Arbeit fort, die hauptsächlich die Wartung von Windkraftanlagen und den Verkauf gebrauchter und überholter Windkraftanlagen besteht – bis diese Firma im März 2010 Bankrott geht.


Einer der einflußreichsten niederländischen Windkraftanlagen-Hersteller ist die 1980 gegründete Firma WindMaster Nederland B.V. in Lelystad, die mit einer 10 kW Turbine mit 8 m Rotordurchmesser beginnt, gefolgt von einer 20 kW Anlage mit 12 m Rotordurchmesser. In den Folgejahren werden dann WKA bis 750 kW entwickelt und hergestellt.

WindMaster-Anlagen

WindMaster-Anlagen

Auch diese Firma profitiert von den kalifornische Windboom in den frühen 1980er Jahren, und 1994 berichtet die California Energy Commission von 161 in Kalifornien installierten WindMaster-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 34,7 MW.

Mit Inbetriebnahme der 7,5 MW Windfarm Westermeerdijk Espel mit 25 Stück der 300 kW WindMaster-Windkraftanlagen im Dezember 1987, die sich im Besitz von Overijssels Elektrizitätsgesellschaft Ijsselmij befindet, wird die Energieerzeugung aus dem Wind in den Niederlanden schlagartig fast verdoppelt. Andere Quellen erwähnen, daß es sich um Anlagen des belgischen Herstellers HMZ handelt (s.u.).

Die Gesamtkosten der Farm, die sich in der niederländischen Provinz Flevoland 6 km lang entlang des Wester-Deichs nördlich von Urk erstreckt, belaufen sich auf 23 Mio. Gulden und werden zu einem großen Teil von der Regierung subventioniert. 1991 werden in einer zweite Phase weitere 25 Turbinen installiert, womit der Park 15 MW erreicht und als größer seiner Zeit in Europa gilt.

Probleme gibt aber auch. Schon 1989 haben die Anlagen Getriebeprobleme, die den Austausch der Getriebe aller Einheiten erfordern – und 1994 werden an den Blättern von mehreren der 1992/1993 an die Public Power Corp. (PPC) in Griechenland gelieferten 34 WindMaster 300 kW Turbinen Längsrisse gefunden, worauf alle Maschinen angehalten und von WindMaster und Blatthersteller Aerpac überarbeitet werden müssen. Weitere 28 Maschinen mit Aerpac-Blättern im niederländischen Windpark Lelystad sowie im Blyth Harbour Windpark in England haben keine ernsthaften Probleme, was wohl daran liegt, daß diese Standorte weniger stürmisch sind.

Zehn der neu gestalteten 300 kW Turbinen werden auf der Caton Moor Windfarm in England errichtet, während ein Prototyp am Testfeld der ECN in den Niederlanden installiert wird. Weitere zehn 300 kW Windenergieanlagen werden für einen Standort in Dünkirchen in Frankreich geliefert, für welche die französische Firma Atout Vent neue Rotorblätter aus Carbonfasern herstellt.

Noch nicht ganz klar ist mir die Verbindung zu dem belgischen, in Zepperen/Saint Truiden beheimateten, Windkraftanlagenhersteller HMZ WindMaster, der im Februar 1989 bei Bergen op Zoom eine 500 kW Windenergieanlage installiert – und im September 1995 mit einer Schuld von 280 Mio. Franken in Konkurs geht. Das Unternehmen hatte von der flämischen Regierung ein zinsloses Darlehen in Höhe von 100 Mio. Franken erhalten, sowie weitere 68 Mio. Franken im Zusammenhang mit der Förderung von Forschung und Entwicklung. Die Liquidation wird durch den Hauptaktionär, die niederländische Investmentgesellschaft Koninklijke Begemann, beschlossen. Ein wesentlicher Grund ist die Angst vor Ansprüchen, die seitens der griechischen PPC gegenüber WindMaster gemacht werden könnten.

Einige Quellen geben an, daß WindMaster tatsächlich in HMZ-Metall und WindMaster gepalten ist. Während WindMaster in Konkurs geht, arbeitet HMZ, die sich in niederländischem Besitz befindet, weiter. Aktivitäten, Technik und Schlüsselpersonal der HMZ WindMaster werden von der niederländischen Schwestergesellschaft WindMaster Nederland B.V. übernommen.

Im Dezember 1997 verkauft Koninklijke Begemann die Aktien der WindMaster Nederland B.V. an die Unternehmensführung sowie an ein Konsortium aus US-Investoren. Bereits im Folgejahr 1998 wird die in Konkurs gegangene WindMaster von Lagerwey übernommen, wonach das Unternehmen unter Lagerwey WindMaster B.V. weiter firmiert (s.o.).


Über die bereits genannte Firma Bouma Windenergie B.V. aus RN Heerhugowaard, einer Gemeinde in Westfriesland, Provinz Nordholland, ist leider nicht mehr viel herauszufinden.

Das 1981 von Henk J. Bouma gegründete Unternehmen war ursprünglich auf Yachten aus glasfaserverstärktem Polyester spezialisiert, und wird nun mit dem Modell Bouma 160/20 bekannt, einer Windenergieanlage mit 160 kW und einen Rotordurchmesser von 20 m, die später auf 200 kW hochskaliert wird.

1984 oder 1985 wird in Houston, Texas, die Bouma Wind Turbines Inc. gegründet, deren Eintragung inzwischen allerdings verfallen ist. Aktiv scheint sie nicht gewesen zu sein.

Im Jahr 1985 fördert das CORDIS-Programm der EU mit knapp 160.000 € die rund 400.000 € teure Installation einer 250 kW Windkraftanlage an der Städtischen Fischauktion in Den Helder, wo der erzeugte Strom verwendet wird, um Fische kühl zu halten. Diese Anlage ist von der bestehenden 200 kW Windturbine abgeleitet.

1988 besitzen die Bouma-Anlagen von 80 kW, 160 kW und 250 kW das BKC Zertifikat.

Im diesem Jahr gehen am Standort Vlissingen in der Provinz Zeeland 13 Windenergieanlagen der Firma Bouma mit einer Leistung von jeweils 160 kW in Betrieb, die 1990 durch zwei Bouma-WKA von je 250 kW ergänzt werden. Es handelt sich um den ersten privaten niederländischen Windpark. Bereits 1998 werden allerdings acht dieser Anlagen durch NEG-Micon 750 kW Windenergieanlagen ersetzt, und nachdem im Jahr 2009 eine neue Zoneneinteilung verabschiedet worden ist, bietet die ASN Bank im Februar 2012 eine Finanzierung in Höhe von 14,8 Mio. € für das Repowering des Standortes mit vier neuen 3 MW Windkraftanlagen.

Dieses Projekt wird auf Initiative von Henk Bouma als Leiter der Bevordering Windenergie Nederland B.V. aus Zuid-Scharwoude durchgeführt, und der Abriß der bestehenden Windkraftanlagen beginnt im April 2012 – worauf die neuen Windkraftanlagen im ersten Quartal 2013 voll funktionsfähig sind.

Ebenfalls 1988 werden in Callantsoog 16 Stück der 160 kW Bouma-Turbinen ans Netz des Stromversorgungsunternehmen PEN angeschlossen – und in Westeinde in der Provinz Nord-Holland geht der 2,56 MW Windpark Anna Paulowna in Betrieb, auf dem weitere 16 Bouma-Turbinen in einer beeindruckend ordentlichen Linie entlang des Noord-Holland-Kanals angeordnet stehen. Schon Anfang 1989 muß Bouma allerdings umfassende Reparaturen an den Rotorblättern durchführen – und 1994 müssen die Turbinen wegen Ermüdungserscheinungen der Blätter sogar völlig gestoppt werden. Die Anlagen werden daraufhin durch wesentlich kleinere Lagerwey 18/80 Anlagen ersetzt, und der Windpark in Windpark Westeinde umbenannt.

Einige Bouma Windkraftanlagen werden auf der Wind Source Windfarm in Mojave, Kalifornien, errichtet, doch auch diese Maschinen sind inzwischen wieder entfernt worden.

Die Firma Bouma wird 1990 von NedWind (s.o.) übernommen und spezialisiert sich im weiteren auf die Herstellung von Rotorblättern. Später wird daraus übrigens das Unternehmen Rotorline, das im Jahr 1999 wiederum von dem dänischen Blatthersteller LM vereinnahmt wird.


Die 1981 von Johan Kuikman in Hoogkerk, Groningen, gegründete Firma LMW spezialisiert sich auf die Entwicklung und Produktion von kleinen, aber äußerst robusten Anlagen für Häuser ohne Anschluß ans Stromnetz oder Hausboote in den Niederlanden und in einigen europäischen Ländern.

Auf internationaler Ebene scheinen die ersten Windräder 1984 in Marokko installiert worden zu sein (2 x LMW 600, 600 W), wo zwischen 1986 und 1992 auch eine lokale Produktion von LMW-Windkraftanlagen erfolgt.  Die Produktpalette der Firma reicht von dem Modell LMW 150 bis zu den 1985 entwickelten Modellen LMW 2500 und LMW 3600 mit Rotordurchmessern von 5 m, die als Batterielader und Wasserpumpen geeignet sind.

Im Jahr 1997 wird das Unternehmen als Fortis Wind Energy B.V. neu gegründet und bietet seit dem die Modelle Passaat (1,4 kW), Montana (5 kW) und Alizé (10 kW) an. 1998 erfolgt außerdem die Neugestaltung der Montana-Turbine mit Ne-Fe-Br Magneten im Generator, die damit eine Nennleistung von mehr als 5 kW erreicht.

Bis 2012 werden weltweit über 6.000 Anlagen errichtet, und die Firma meldet stolz, daß sogar einige der ältesten, im Jahr 1981 installierten Modelle, noch immer funktionsfähig sind. Ein Passaat-Kleinwindrad, das auf einer Plattform in der Nordsee verwendet wird, hätte seit seiner Installation nie aufgehört, sich zu drehen.

Ein schönes Anwendungsbeipiel ist eine Montana-Turbine, die ab 2004 verwendet wird, um das hier abgebildete Boot auf einem See in China mit Strom zu versorgen.

 

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